Szene

Zum letzten Mal? Der Homo-Laternenumzug im Wrangelkiez

10. Nov. 2017
© sallyb

Mit selbstgebastelten Laternen, Glühwein und Disco-Mucke zum Mitsingen an Sankt Martin um die Häuser ziehen – der Homo-Laternenumzug war subkulturelle Tradition. Diesen Samstag findet er zum zehnten und letzten Mal statt. Denn Künstler und Initiator Spunk Seipel zieht es für ein Kunstprojekt nach Namibia, seine Nachfolge liegt brach. Wehmütig ist er trotzdem nicht: „Wehmütig sind die anderen. Plötzlich tauchen ganz viele Leute auf und fragen, wie kann man damit aufhören, und, und, und. Da muss sich jetzt eine neue Generation dahinterklemmen und mit Schwung weitermachen!“

Die Idee für die Laternenparade hatte Seipel in den 1980er Jahren, als die Kreuzberger Kinder noch Irokesen trugen und mit ihren Laternen durch die Oranienstraße zogen: „Zu der Zeit erlebten wir ziemlich viel homophobe Gewalt. Die Scheiben schwullesbischer Läden und Treffpunkte wurden eingeschlagen. Deshalb wollten wir auf den Kiez gehen und ein Zeichen setzen.“ Damit erfuhr die „eher spießbürgerliche Tradition der Sankt-Martins-Umzüge“ eine kritische Wendung. „Das Schöne ist, dass immer wieder lustige neue Ideen kamen“, erinnert sich Seipel. „Ist nämlich gar nicht so einfach: Wie sieht zum Beispiel eine lesbische Laterne aus?“

Antworten auf diese Frage und andere kreative Basteleien lassen sich diesen Samstag ein letztes Mal beim LGBT-Sankt-Martin bestaunen. Treffpunkt ist um 19:00 im Bar-Café Sofia. Die Parade zieht durch den Wrangelkiez, über den Görli, zurück zum Sofia. Dort sind im Anschluss Pfuschi Glas und DJ Marty Deckert zur Party geladen. Die Laternen brennen dann vor dem Laden weiter.

Paula Lochte

Homo-Laternenumzug: Zum zehnten und letzten Mal
11.11., 19:00–22:00
Sofia, Wrangelstr. 93

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