SIEGESSÄULE präsentiert

Homosexualität im Fokus der 5. Arabischen Filmtage

12. Nov. 2018
Szenenfoto: „Only Men Go To The Grave“ von Abdullah Al Kaabi

Die Arabischen Filmtage der Heinrich-Böll-Stiftung widmen sich vom 15. bis zum 18. November dem Thema Sexualität und queere Identitäten in der arabischen Welt. Das großartige Programm wurde vor allem durch den Mut widerständiger FilmemacherInnen möglich

LGBTI-Rechte in arabischen Ländern sind ein heiß debattiertes Thema – zu Recht, denn in vielen Teilen der nahöstlichen Welt ist Homosexualität ein Akt der Kriminalität. Filmkunst, die sich damit auseinandersetzt, entspringt jedoch meist einer westlichen Perspektive. Umso spannender ist es also, die Thematik aus der Sicht arabischer FilmemacherInnen zu erleben: Das Motto der fünften Arabischen Filmtage lautet „Hidden Life, Hidden Love – Sexualität, sexuelle Selbstbestimmung und Diskriminierung in arabischen Ländern“ und bietet arabischen KünstlerInnen eine Plattform, Geschichten aus ihrer Perspektive zu erzählen.

Das Programm aus 16 Filmen wird vom 15. bis zum 18. November von der Heinrich-Böll-Stiftung präsentiert. Wichtig für die Auswahl der Filme war in diesem Jahr der Bezug zur Gegenwart. Arabische Filme, die Homosexualität als eine Krankheit oder Gotteslästerung darstellen, seien außen vor gelassen worden, wie Kurator Rabih El-Khoury erklärt. „Ich wollte authentische und vor allem zeitgemäße Geschichten“, sagt er. „Das diesjährige Programm distanziert sich vom arabischen Kino der 90er-Jahre und früher – und fokussiert sich stattdessen auf eine neue Generation von FilmemacherInnen, die ihre Sexualität und Körper als Waffen des Widerstands einsetzen.“

Viele der FilmemacherInnen gingen bei der Produktion selbst große Risiken ein, um ihre Visionen umzusetzen – denn die Mehrheit der Filme stammt von arabischen RegisseurInnen, die in ihren Heimatländern leben und drehten. Ein Beispiel dafür ist „Only Men Go To The Grave“ von Abdullah Al Kaabi, produziert in den Arabischen Emiraten. Der Film befasst sich mit lesbischer Liebe: Zwei Schwestern sehen sich nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter mit deren Exliebhaberin konfrontiert und decken nach und nach die restlichen Familiengeheimnisse auf. Dass der Ehemann von einer der Schwestern insgeheim ein Crossdresser ist, ist nur eine von vielen Verwicklungen.

Ein weiteres Highlight ist der Eröffnungs- und Dokumentarfilm „Upon the Shadow“, der in Tunesien gedreht wurde und die Situation nach dem Arabischen Frühling zeigt. Die grausame Realität: weder für Minderheiten noch für Frauen hat sich etwas zum Besseren gewendet. Was bleibt, ist jedoch der Hoffnungsschimmer, den Regisseurin Nada Mezni Hafaiedh im menschlichen Miteinander und Vertrauen innerhalb der Community aufzeigt. Sowohl Al Kaabi als auch Hafaiedh stehen im Anschluss an die Filmvorführung für Fragen zur Verfügung.

Dass einige der Filme auch international Wellen schlagen, zeigt der Kurzfilm „Mondial 2010“ von Roy Dib, der bei der Berlinale 2014 den Teddy Award für den besten Kurzfilm gewann. Kurator Rabih sieht in dem internationalen Erfolg eine Chance, gemeinsam für mehr Toleranz zu kämpfen: „Unser Programm zeigt, dass arabische FilmemacherInnen mittlerweile wirklich offen dafür sind, Risiken einzugehen und zu experimentieren – aber vor allem zeigt es auch, dass sich der Rest der Welt, inklusive großer Filmfestivals wie der Berlinale, dafür interessiert.“

Elliot Zehms

SIEGESSÄULE präsentiert
Arabische Filmtage, 15.11.–18.11., Kino in der Kulturbrauerei,
boell.de/filmtage

Paneldiskussion „Sexualität, sexuelle Selbstbestimmung und Diskriminierung im arabischen Film“, Diskussion über „Lebenswirklichkeiten von Frauen und Männern, die sich dem Konformitätsdruck arabischer Gesellschaften verweigern“, 17.11., 17:00, Palais in der Kulturbrauerei

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