Siegessäule präsentiert

Sex in der Öffentlichkeit: Die Boar-Party

12. Sept. 2019
Foto: Julian Curico

Die Sex- Tanz- und Fetisch-Party Boar ist zurück! SIEGESSÄULE sprach mit Organisator Julian Curizo u. a. darüber, was die Party vom Rest des Berliner kinky Nachtlebens unterscheidet

Unsere Stadt ist berühmt dafür, besonders freizügig zu sein. Aber ein genauer Blick auf unsere sexpositiven Räume und Events offenbart auch eine gewisse Unbeweglichkeit. „Berlin ist Heimat der beiden größten Fetisch-Treffen Europas. Dennoch hatten wir das Gefühl, dass etwas fehlt: ein queerer Raum, der allen geschlechtlichen Identitäten offensteht“, sagt Julian Curico, Gründer der Partyreihe Boar, gegenüber SIEGESSÄULE.

Es ist wahr: Es gibt in Berlin Sexparties exklusiv für queere Männer oder für FLTI* (FrauenLesben trans* inter*) – aber mixed gender-Events ziehen hauptsächlich Hetero-Swinger an und sind nicht besonders LGBTI*-freundlich. Die Boar hebt dagegen nicht nur Geschlechtergrenzen auf: Die teilnehmenden DJs, Künstler*innen und die Organisator*innen sind zwar in Berlin ansässig, aber sie kommen aus allen Teilen der Welt – aus Japan, Brasilien, Schweden, Palästina, den USA und darüber hinaus. Damit versprüht die Party einen kosmopolitischen Vibe.

Ins Leben gerufen wurde die Boar letztes Jahr bei Folsom Europe 2018, zum Ostertreffen im April ging sie dann in die zweite Runde und kehrt jetzt zur Folsom größer denn je zurück. „Wir hatten zu den beiden vergangenen Ausgaben ein wunderbares Publikum. Wir konnten die verschiedenen Communities, die wir erreichen wollten, miteinbeziehen, und das gelang problemlos“, sagt Curico. „Diesmal sind mehr Leute involviert, die die verschiedenen Räume im und vor dem Club gestalten werden.“ Dies bezieht sich auf den Techno und House Floor, Darkroom, Chill-Out-Area, den Garten, eine Fotokabine von Spiros Rennt und den Cyber Kitty Playroom – einer Party innerhalb der Party, die von der Künstler*in Rory Midhani und der Kurator*in Vassilia Kaga gehostet wird.

„Wir legen diesmal mehr Wert auf die Visuals, mit dem Fokus auf das Thema Sex in der Öffentlichkeit.“ Curico, der auch Filmemacher ist, hat mit einem Open Call Exhibitionist*innen dazu aufgefordert ihm „schmutzige“ Videos zu senden – unabhängig ob sie im öffentlichen oder privaten Raum aufgenommen wurden. Während der Party werden sie als Teil des visuellen Konzepts projiziert werden.

Ebenfalls neu: Curico und Co. werden mit Trans Feminism International (TFI) zusammenarbeiten, einer neu gegründeten Graswurzelorganisation für trans* Frauen und Weiblichkeiten, die beim Ausgehen einem höheren Gewaltrisiko ausgesetzt sind. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs zu sein, vor allem spät in der Nacht, löst bei vielen Angst aus. Und obwohl die BVG in ihren Werbekampagnen Drag Queens abbildet, trifft sie keine Maßnahmen, um ihre Züge und Bahnhöfe für „nicht gender-konforme“ Menschen sicherer zu machen.

Mit der Aktion „Get home safe“ sammelt TFI Geld, um Personen einen sicheren Nachhauseweg zu ermöglichen – und beispielsweise ein Taxi anstelle der Bahn nehmen zu können. Transweibliche Personen haben es tendenziell eher schwer auf dem Arbeitsmarkt; ihre prekären Lebensbedingungen erfordern oft Unterstützung durch die Community. Wer diese Form von Hilfe gebrauchen kann, sollte die Webseite der TFI besuchen, um mehr über die Initiative zu erfahren. Ebenso können Leute, die Geld spenden möchten, dies über die Webseite tun. Und Spenden kann man dann auch direkt auf der Party.

Joey Hansom

SIEGESSÄULE präsentiert:
BOAR,
13.09., 23:00, Polygon
DJs Femanyst, Anri, Dirty Daddy Don, Minq,
Sami Zibak, Snax, Folly Ghost, Lady Maru

boarberlin.net

transfeminism.net

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