Aktion

Berlin unterstützt den Stettin Pride!

12. Sept. 2019
Kurz vor dem ersten Stettin Pride 2018 verwüsteten rechte Gruppen einen Infostand von Lambda Szczecin © Lambda Warszawa

Am 14. September findet zum zweiten Mal der Pride in der polnischen Stadt Stettin statt, die nur knapp 150 km Fahrtstrecke von Berlin entfernt liegt. Anders als im letzten Jahr dürfen die Aktivist*innen dafür aber nicht den großzügigen „Plac Solidarnosci“ in der Stadt nutzen. Stattdessen soll der Platz, in einer bizarren LGBTI*-feindlichen Aktion, mit Besen und Sprühflaschen „desinfiziert“ werden.

Das ist kein Scherz, sondern traurige Realität: Stadtratsmitglied Dariusz Matecki, der auch Kandidat für die rechtskonservative Regierungspartei PIS ist, hat unterstützt von verschiedenen rechten Gruppierungen die Bürger*innen Stettins dazu aufgerufen, als symbolischen Akt die Straßen der Stadt „von Parasiten, Schmutz und ihrem Feind“ zu befreien – das heißt, von LGBTI* und „ihrer Ideologie“.

Stettiner LGBTI*-Aktivistin: „Das sind faschistische Methoden“

„Sie kreieren einen künstlichen Feind und diffamieren uns. Das sind faschistische Methoden,“ sagt Monika Tichy, Vorständin von Lambda Szczecin und Queer-Aktivistin, im Gespräch mit SIEGESSÄULE. „Deutlich zu spüren bekamen wir das schon im Juli bei dem gewaltsamen Übergriff auf den Białystok-Pride.“ Eine Gruppe rechtsextremer Hooligans hatte die Teilnehmer*innen des Marsches in Białystok im Nordosten Polens mit Steinen, Böllern und Flaschen attackiert. „Die Ereignisse markierten einen Wendepunkt in der gesellschaftlichen Wahrnehmung unserer Situation,“ berichtet Monika. „Der Hass, mit dem wir angegriffen wurden, hat viele erschreckt und wachgerüttelt, und hat sie dazu bewegt sich für unsere Sache stärker zu engagieren. Ausländische Medien und Social Media-Foren griffen das Thema LGBTI* in Polen ebenfalls auf.“

Für den Pride in Stettin haben nun schon einige Berliner Initiativen ihre Unterstützung angekündigt, darunter die Gruppe Voices4 Berlin. „Die Idee hinter Voices4 ist globale Solidarität unter queeren Menschen, nach dem Motto: You mess with one queer and you mess with all of us,“ erklärt uns der Berliner Aktivist Fabian Lischkowitz. „Gleichzeitig sind Gewalt und Diskriminierung vor Ort genauso ein Thema. Nachdem wir mit Lambda Stettin und Berliner Unterstützer*innen Kontakt aufgenommen hatten, haben wir uns zum Ziel gesetzt, am Samstag möglichst viele Menschen nach Stettin zu bringen.“ Über die Facebook-Seite Berlin Queers supporting Szczecin Pride werden noch Leute gesucht, die mitfahren oder auf andere Art beitragen wollen.

Ein eigener Berlin-Wagen

Hilfe soll auch aus Berlins queerer Party-Landschaft kommen: Die Veranstalter*innen und DJs der Parties Golosa und Gegen haben angeboten, umsonst auf dem Stettin-Pride aufzulegen. Ein eigener Berlin-Wagen soll die Parade begleiten.

Damit habe sie nicht gerechnet, erzählt Monika. „Ich war total positiv überrascht von all der Unterstützung aus Berlin. Das hat mich inspiriert und auf die Idee gebracht, im Ausland stärker um Support zu werben. Ich liebe Berlin und komme jedes Jahr zum CSD in die Hauptstadt. Um so mehr freue ich mich jetzt auf den Stettin-Pride. Ich wünsche mir gutes Wetter und eine Parade ohne Gewalt. Da die Zusammenarbeit mit der Polizei nach wie vor gut klappt, bin ich diesbezüglich optimistisch.“

Modest Adam

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