Musik

Vagina-Monolog

13. Mai 2014
Hercules & Love Affair © Benjamin Alexander Huseby

Hercules & Love Affair stellen ihr neues Album "The Feast Of The Broken Heart" am 14.05. live im Gretchen vor

– Das dritte Album des queeren Dance-Projekts Hercules & Love Affair besticht durch knackige House-Pop-Tracks und GastsängerInnen wie John Grant oder Crystal Warren. Was es mit den teilweise deftigen Texten auf sich hat, erklärt Mastermind Andy Butler im Interview

Andy, die neue Platte heißt „Feast Of The Broken Heart“ und ist die konsequenteste Tanzplatte deiner Karriere. Was war die Idee hinter dem Titel? Es geht um den Nachtclub, der uns eine Art Zuflucht bietet. Viele Disco-Songs der 70er und 80er thematisieren genau das: Warten auf das Wochenende, den Job hinter sich lassen, tanzen gehen, den Boss, den Stress, die Kämpfe und Beziehungsprobleme vergessen. Der Titel „The Feast Of The Broken Heart“ ist ein Wortspiel mit dem katholischen „Feast Of The Sacred Heart“ (Herz-Jesu-Fest, Anm. d. Red.), hat also eine spirituelle Konnotation. Das, was mich am meisten an House-Musik fasziniert, ist dieser Geist der Gemeinschaft, der Community, die sich rund um diese Musik gebildet hat. Man fühlt sich als Teil von etwas. Teil des Clubs. Ich fand als junger schwuler Mann, der nicht wusste, wie er seine Empfindungen in Worte gießen sollte, in der Musik und im Nachtclub einen Raum, der es mir erlaubte, so kreativ, farbenfroh, queer und aufgedonnert zu sein, wie ich das wollte und brauchte. Dieser Raum wurde heilig für mich.

In einem Interview hast du neulich gesagt, dass es auf dem Album „krassen Feminismus“ gebe. Meintest du damit den Song „My Offence“? Ja. Der Song ist ein bisschen kompliziert, weil man ihn sehr leicht missverstehen kann. Es geht um Queer Theory, Queer Language. Ich hatte die Möglichkeit, mit Crystal Warren zu arbeiten. Sie ist eine tolle Singer/Songwriterin: Person of color, queer, weiblich. Ich sagte ihr, dass ich gerne eine Art feministischer Hymne schreiben würde, aber über ein provokatives Thema: „Ich will einen Song über das Wort ,cunt’ (dt. „Fotze“, Anm. d. Red.) machen und darüber, wie der Begriff als etwas Positives neu besetzt wird.“ Sie sollte es singen, das war nicht gerade leicht. Ich hatte die Idee dazu, nachdem ich nach Wien gezogen war. Ich kam dort an und hatte die Sprache einer New Yorker Queen, gerade weil ich viel in Nachtclubs mit afroamerikanischen Jungs und Mädels rumgehangen hatte, die meisten von ihnen mit einer Trans*-Identität. Die Sprache, die diese Menschen verwenden, ist eine sehr schöne, sehr spielerische Sprache, die im Moment wegen „RuPaul’s Drag Race“ in der amerikanischen Öffentlichkeit eine Menge Kontroversen produziert. Die Leute verstehen einfach nicht, auf welche Weise die Trans*-Community Wörter wie „cunt“ gebraucht, sich mit ihnen identifiziert.

Es gibt viele Feministinnen, die ein Problem mit genau dieser Sprache von Dragqueens haben. Diese Ideen, die ich beschrieben habe, gehören auch eher in den Bereich der Queer Theory und weniger zum Feminismus. Natürlich ist „cunt“ in der englischen Sprache das am meisten beleidigende Wort von allen. Viele Frauen haben sich den Song bereits angehört und finden ihn scheiße. Der Tenor dabei ist meistens: Ich brauche dich nicht, um mir ein Wort zurückzuerobern. Ich habe dann das Gefühl, dass sie den Punkt nicht ganz verstanden haben. Feminismus ist ein Kampf für Gender-Rechte, es geht um das traditionelle Verständnis davon, was eine Frau ist. Es geht dabei nicht um ein biologisches Geschlechtsding. Wenn eine Person, die sich als Feministin bezeichnet, mit mir streiten will und sagt ...

Interview: Jan Noll

Das ganze Interview gibt es in der Mai-Ausgabe der Siegessäule – auch zum digitalen Nachlesen hier

Hercules & Love Affair, 14.05., 21:00, Gretchen

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