Drag Race

„Im Grunde sind wir ja immer alle in Drag“

4. Mai 2015

Jeden Dienstag präsentiert Pansy die amerikanische Reality-Casting-Show „RuPaul's Drag Race“ auf großer Leinwand um 22 Uhr im Südblock. Danach folgt gegen 23 Uhr eine live Bühnenshow mit den angesagtesten Dragqueens der Stadt. Für den 5. Mai wird die Veranstaltung jedoch einmalig ins SO36 verlegt. Der Grund: Alaska 5000 aka Alaska Thunderfuck hat sich angekündigt – man rechnet also mit noch größerem Andrang als sonst. In der 5. Staffel war sie Teilnehmerin und schaffte es sogar bis unter die ersten drei. Auch nach der TV-Show feiert sie weiterhin Erfolge mit ihrer eigenen Musik. Der Song „Your Make-Up Looks Terrible“ wurde nach kürzester Zeit ein Klassiker, der gerne von anderen Dragqueens interpretiert wird. Jetzt wird sie zum ersten Mal in Berlin auftreten und zeigen, ob sie auch live überzeugen kann. Wir haben vorab mit ihr gesprochen.

Alaska, bist du das erste Mal in Deutschland unterwegs?
Nein ich war schon einmal in Berlin, um Urlaub zu machen. Ich bin damals nicht aufgetreten und war nur zum Spaß unterwegs. Ich erinnere mich noch, dass ich zu einer tollen Party war in so einem Hochhaus mit Blick über die Stadt.

Das war dann wohl das GMF an seinem alten Standort!
Kann sein. Ich weiß jedenfalls noch, dass es echt anstrengend war, weil ich meinen damaligen Freund lange nicht gesehen hatte und total horny war. Wir hatten leider keine offene Beziehung, weshalb ich mich zusammenreißen musste keine Dummheiten anzustellen.

Inwieweit hat sich Dating für dich nach der Show verändert?
Normalerweise spricht man ja bei einem ersten Date darüber, wer man so ist und was man so in seinem Leben macht. Oft ist es so, dass mein Gegenüber das dann alles schon weiß. Das ist für mich noch immer ungewohnt und macht Dating tatsächlich ziemlich kompliziert.

Wie gehst du damit um?
Ich bevorzuge Männer, die „Drag Race“ nicht kennen.

Inwieweit hat sich dein Leben nach „Drag Race“ außerdem verändert?
Mir wurde wirklich eine tolle Gelegenheit geboten, ich konnte mich nach der Show als Künstlerin verwirklichen und habe viele tolle Aufträge bekommen. Das ist heutzutage nicht selbstverständlich. Und ich bin RuPaul unglaublich dankbar dafür.

Schaust du dir die aktuelle Staffel an?
Selbstverständlich. Ich bin ein Fan. Es ist meine Lieblingsshow.

In der Berliner Szene finden viele Leute, dass die aktuelle Staffel ziemlich flach rüber kommt und nicht mehr den Drive hat wie die vorherigen Staffeln. Woran liegt das?
Vielleicht ist das etwas zu früh geurteilt. Wir sind ja noch mitten in der Staffel und lernen die Mädels erst richtig kennen. Außerdem schauen Millionen Menschen „RuPauls Drag Race“. Es sind mehr Zuschauer denn je. Irgendwie scheint RuPaul dann ja was richtig zu machen.

Wenn man sich mal überlegt, dass es „Drag Race“ jetzt schon sieben Jahre gibt, ist das schon eine sehr lange Zeit. Generell hat auch die Trans*community gerade in Amerika in den Medien sehr viel Aufsehen erregt. Woran liegt das?
Es war einfach ein gutes Timing. Ich denke auch, dass es daran liegt, dass die Leute sich nach etwas Echtem sehnen. Und auch wenn das sehr paradox klingt, ist Drag an sich doch etwas sehr Echtes trotz der ganzen falschen Haarteile und Wimpern und Brüste.

Wie meinst du das?
Im Grunde sind wir ja immer alle in Drag. Egal ob es ein Business-Anzug ist oder was auch immer dir die Mode gerade diktiert. Das ist ja nicht dein wahres Ich. Dein wahres Ich ist mehr als die Dinge, die du dir anziehst. Solche Shows wie „RuPauls's Drag Race“ zeigen uns also ganz genau, wieviel Künstlichkeit im äußeren Erscheinungsbild steckt.

Du hast mittlerweile einige Singles und Videos veröffentlicht. Wird es demnächst ein ganzes Album geben?
Ja klar. Ich werde dieses Jahr ein komplettes Album veröffentlichen.

Wann wird es so weit sein?
Oh Girl. Das ist noch ein Geheimnis.

Hast du denn schon früher, vor deiner Zeit bei „Drag Race“ Musik gemacht?
Ich war schon als Kind sehr musikalisch, und als ich dann nach Los Angeles gezogen bin und als Drag Queen angefangen habe, wollte ich unbedingt meine eigene Musik produzieren. Ich schätze mal, Musik ist ein Teil von mir und jetzt habe ich endlich die Möglichkeit mich auszuleben.

Was braucht man deiner Meinung nach, um als Dragqueen musikalisch erfolgreich zu sein?
Autotune, einen guten Produzenten der für einen guten Sound sorgt und sehr große Lautsprecher.

Was erwartet uns bei deinem Auftritt im SO36? Eine neue Perücke? Neue Nägel? Neue Outfits?
Ich trage keine Perücken! Das ist immer mein echtes Haar! Alles was ich verraten kann, ist, dass es etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues und etwas Geborgtes geben wird ...

Interview: Kaey

Alaska 5000, Konzert, präsentiert von Pansy & YO!SISSY, plus Screening von „RuPaul's Drag Race, 05.05., 21:00, SO 36

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