Ausstellung

Ausstellung über Transsexualität: „Max ist Marie“

9. Aug. 2015
Foto aus der Ausstellung „Max ist Marie“ © Kathrin Stahl

Seit über einem Jahr reist die Hamburger Fotografin Kathrin Stahl (Foto unten) durch ganz Deutschland, um transidentische und transsexuelle Menschen zu porträtieren. Dabei entstehen einfühlsame Schwarzweißfotos und Texte, die die Protagonisten und Protagonistinnen selbst verfassen. SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey unterhielt sich mit der Fotografin, um herauszufinden, was sie zu diesem Projekt motiviert hat

Kathrin, was war die Inspiration für das Projekt?
Vor einigen Jahren hat meine Tochter mit ihrer Transition angefangen. Ich wollte ihr damals zeigen, dass ich auf ihrer Seite bin und mehr über das Thema erfahren möchte, indem ich auch andere Menschen kennenlerne, die das gleiche erlebt haben wie sie. Damals habe ich auch gelernt, auf welche Probleme man zum Beispiel mit den Krankenkassen stößt und wie die Menschen auf meine Tochter im Alltag reagieren. Mir wurde klar, dass es noch immer sehr wenig Aufklärung gibt und ich dachte, dass man vielleicht im Kleinen etwas bewegen kann.

Wie hast du denn das Coming-out deiner Tochter erlebt?
Ich habe damals nichts geahnt. Es war kein Schock, denn es war eher ein fließender Übergang. Es fing damit an, dass sie damals dezent Damenklamotten in ihre Outfits eingebaut hat, dann wurde das immer stärker. Zu dem Zeitpunkt dachte ich mir, dass das eine Phase ist. Wir haben dann auch öfter darüber geredet. Doch in Frage haben wir es irgendwann nicht mehr gestellt und es einfach in unsere Familie integriert.

Du hast erwähnt, dass du miterlebt hast, wie die Menschen auf deine Tochter reagieren?
Für eine Mutter ist das nicht leicht zu sehen, wie das eigene Kind mit Verachtung gestraft wird. Neugierige und offene Blicke finde ich völlig okay und menschlich. Schwierig wird es, wenn das Getuschel oder Gelache anfängt. Eimal waren wir mit der ganzen Familie essen und am Nachbartisch saß eine Gruppe Männer um die 40, die permanent rüberstarrten und sich lustig machten. Ich hab dann gefragt, was ihr Problem ist. Dann war Ruhe. Aber ich kann meine Tochter ja nicht immer beschützen.

Hat dir das Projekt denn dabei geholfen, deine eigene Tochter besser zu verstehen?
Ja, das hat es. Wenn sie früher gesagt hat, sie kann jetzt gerade gar nicht klar denken und ihr Studium überfordert sie, weil sie sich nicht darauf konzentrieren kann. Dann habe ich schon oft gedacht, sie übertreibt und muss sich nur ein bisschen zusammenreißen, das Leben geht weiter. Mittlerweile habe ich aber schon verstanden, wie viel Kraft eine Transition kostet. Wie sehr die Hormonbehandlung einen durcheinander bringt und wie anstrengend es ist, ständig darüber nachzudenken, wie die Menschen einen wahrnehmen. Oder auch die ständige Frage, ob es überhaupt der richtige Weg ist.

Ursprünglich sollte aus dem Projekt ja ein Buch werden. Ja, ich bin allerdings gerade sehr überwältigt von den ganzen Anfragen für Ausstellungen. Deshalb habe ich das Buchprojekt erst einmal hinten angestellt, weil ich glaube, dass wir durch die Ausstellungen mehr Menschen erreichen als vielleicht mit einem Buch.

Wie viele Leute willst du denn noch porträtieren? Bisher habe ich so um die 30 porträtiert und am liebsten würde ich auch gerne alle Leute besuchen, die mich angeschrieben haben. Aber mein großes Ziel ist es, auch außerhalb von Deutschland Menschen zu treffen. Im Herbst geht es in die Schweiz und dann schauen wir mal weiter.

Mehr Infos unter maxistmarie.kathrinstahl.com

Ausstellung „Max ist Marie“, bis 13.09., immer samstags,11:00–15:00, Rogate Koster, An der Apostelkirche 1, 10783 Berlin-Schöneberg

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