politik

Eine Feministin namens Trump

26. Apr. 2017
Das Podium moderierte Miriam Meckel, Herausgeberin der Wirtschaftswoche

Von der flüchtenden Frau in einem Dürregebiet Kenias bis zu Sinn und Zweck der deutschen Frauenquote. Der thematische Spagat der prominent besetzten Podiumsdiskussion beim W20 Frauen-Gipfel gestern in Berlin war groß. Die Anwesenheit der Tochter des US-amerikanischen Präsidenten, Ivanka Trump, schlug medial hohe Wellen und ließ für die vielen wichtigen Themen auf dem Podium leider kaum Platz. Promifaktor schlägt eben immer noch Sachargumente.

Die Konferenz W20 widmet sich der Frauenförderung und ist seit drei Jahren eine der zivilgesellschaftlichen Plattformen, die die Finanzgipfel G20 umrahmen. Veranstaltet wird die Berliner Konferenz vom Deutschen Frauenrat und dem deutschen Unternehmerinnenverband. Eigentlicher Star der Podiumsdiskussion am ersten Tag war Juliana Rotich, Unternehmerin und Beraterin aus Kenia. Sie stritt für eine möglichst inklusive Form der Unterstützung von Frauen in Schwellenländern und brachte Beispiele für innovative Ansätze aus ihrem Land. Ebenso kenntnisreich unterstützten sie dabei Christine Lagarde (Direktorin des Internationalen Währungsfonds IWF), Königin Maxima aus den Niederlanden und Kanadas Aussenministerin Chrystia Freeland. Schon seit einigen Jahren ist klar, dass die Förderung von Frauen mit Krediten und dem Zugang zu Finanzressourcen eine der wichtigsten Säulen wirtschaftlicher Entwicklung ist.

Unklar blieb der Beitrag von Ivanka Trump, Ex-Managerin und jetzt Beraterin ihres Vaters, zur weltweiten Frauenförderung. Sie unterstrich, dass in ihrem Elternhaus keinerlei Unterschiede zwischen ihren Brüdern und ihr selbst gemacht wurden, und dass es ihr ein Anliegen sei, dass mehr Frauen Unternehmerinnen werden. In diesem sehr weiten Sinne wollte sie sich als Feministin verstanden wissen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel war ebenfalls thematisch nicht ganz auf dem Podium zu Hause, schlug allerdings einen konkreten Fonds bei der Weltbank vor, der besonders Frauen zugutekommen solle. Den deutschen DAX-Unternehmen schrieb sie nachträglich ins Stammbuch, dass diese sich das Gesetz zur Frauenquote in Aufsichtsräten letztlich „selbst erarbeitet“ hätten, da sie jahrelang freiwillig nichts voranbrachten. So feministisch hatte sie sich in der Öffentlichkeit bisher nicht gezeigt, – vielleicht ein Vorhaben für die eventuell anstehende nächste Amtsperiode?

Die zweitägige W20 Konferenz widmet sich heute noch der digitalen Inklusion von Frauen, und endet mit der Überreichung des W20 Communiqués an Bundeskanzlerin Merkel am Nachmittag. Lesbische Themen stehen bei aller sonstigen Diversität nicht auf dem Programm.

Gudrun Fertig

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