Definitiv das neue Trans-It-Girl: Rhyannon Styles

1. Mai 2017
Rhyannon STyles, Elle-Kolummnistin © Cameron McNee

Anfang Juni veröffentlicht die Engländerin Rhyannon Styles ihre Autobiografie „The New Girl“

Eigentlich hat Rhyannon Styles Bildhauerei und Performancekunst studiert. Doch seit 2015 schreibt sie regelmäßig eine Kolummne für die Onlineausgabe der Elle UK. In diesem Sommer erscheint ihr erstes Buch. Die Autobiografie heißt genau wie ihre Kolumne: „The New Girl“. Mittlerweile gilt Rhyannon in England als Sprachrohr der jungen Generation von Transfrauen, weil sie mit ihrer Arbeit in einem Mainstream-Medium wie der Elle eine große Plattform hat und eine sehr große Leserschaft erreicht. Mit SIEGESSÄULE Redakteurin Kaey unterhielt sie sich über Stil-Ikonen und warum es auch 2017 noch wichtig ist, über trans* Themen zu sprechen.

Du schreibst regelmäßig für die Online Ausgabe der Elle, die neben der Vogue eine der wichtigsten Modezeitschriften ist. Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Ich würde sagen, spielerisch mit einem Hauch von Vintage. Außerdem soll man sehen, dass ich mir etwas dabei denke, wenn ich mich zurechtmache.

Wer ist deine Stil-Ikone? Victoria Beckham. Eigentlich war ich nie ein Spice-Girls-Fan. Doch seitdem sie selbst Mode entwirft, finde ich ihren Stil umwerfend.

Seit neustem lebst du in Berlin. Wie kam es dazu? Ich bin hergekommen, um in Ruhe an meiner Biografie zu schreiben. Mir hat es dann in Berlin so gut gefallen und ich dachte mir, warum nicht hier bleiben? Jetzt, wo ich hauptsächlich freiberuflich arbeite, muss ich ja nicht mehr in London leben. 

Wie kam es dazu, dass du jetzt ein Buch geschrieben hast? Das Buch heißt „The New Girl“ genau wie die Kolumne. Die Idee dafür kam tatsächlich vom Verlag. Man mochte dort meine Kolumne sehr und fand, dass das durchaus Material für ein ganzes Buch hergibt. Ich fand das eine tolle Idee, weil es mir die Möglichkeit gibt, eine moderne Sichtweise auf das Leben einer jungen Transfrau zu zeigen. Es geht um den Prozess der Transition, aber auch um die Dinge, die mich beeinflusst haben und mich zu der Frau gemacht haben, die ich heute bin.

Du warst zehn Jahre lang als Performancekünstlerin unterwegs. Was ist für dich dabei der Unterschied zum Schreiben? Bei der Performancekunst bekommt man immer eine direkte Resonanz vom Publikum. Beim Schreiben ist das nicht der Fall. Außerdem gefällt mir am Schreiben, dass ich mit Sprache umgehen kann. Bei den Performances habe ich ja eher mit Bildsprache in Form von Kostümen und Make-up gearbeitet. Jetzt kann ich tatsächlich Worte benutzen. Das finde ich sehr spannend.

Momentan gibt es einige Bücher von Transfrauen. Kürzlich erschien die Biografie von Model Pari Roehi in Deutschland und Caitlyn Jenner veröffentlicht demnächst ihr Buch, das jetzt schon ein Bestseller ist. Braucht man denn auch heutzutage noch so viele Bücher zum Thema trans*? Ich finde es wichtig, dass jede Geschichte erzählt wird. Auch heutzutage sind die Vorstellungen, die man immer noch mit Transfrauen verbindet, beängstigend. Deshalb bricht jede dieser Geschichten mit bestimmten Tabus oder Stigmata, und je öfter sie im Mainstream auftauchen, desto leichter ist es auch für die Leute, ihre Meinung zu diesem Thema zu ändern. Dadurch wird das Thema trans* automatisch auch mehr Mainstream.

Wie siehst du dich denn selbst im Kontext der Mainstreamgesellschaft? Ich habe mich schon immer am Rand des Mainstream bewegt und obwohl das oft eine Herausforderung ist, fand ich das immer sehr spannend. Doch am Anfang meiner Transition habe ich schon versucht, die Erwartungen anderer an meine Weiblichkeit zu erfüllen. Am Ende hat hat mich das aber sehr aggressiv gemacht, weil ich das Gefühl hatte, dass ich mich selbst dabei aus den Augen verliere. Natürlich ist es hilfreich, wenn die Außenwelt mich auch als weiblich wahrnimmt. Ich bin mir meines Passing-Privilegs bewusst. Doch mir ist es auch wichtig, dass andere Leute verstehen, dass es bei einer Transition nicht nur ums Passing geht.

Interview: Kaey

http://www.elleuk.com

http://rhyannonstyles.com/

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