Postporn

Queerfeministisches Pornoprojekt: Wie sieht Sex abseits der Norm aus?

25. Mai 2017

Wie sieht der Sex von Menschen aus, die sich weder als „Mann“ noch als „Frau“ sehen? Müssen immer Genitalien involviert sein, damit etwas als Sex gilt? Mit wem teilen wir unsere Sexualität? Diesen und ähnlichen Fragen widmet sich das queerfeministische Pornfilm-Projekt „La Crem de la Cuir“. Dargestellt werden soll die Lust von Frauen*/Trans*/Inter/Queers, deren Lebensentwürfe sich fernab einer starren Geschlechterordnung und der Heteronorm bewegen.

Die InitiatorInnen Nat und Ale lernten sich letztes Jahr auf dem CSD in Köln kennen und stellten einen bunten Cast aus Filmschaffenden, PerformerInnen, SexarbeiterInnen und motivierten Neulingen zusammen. Im Mainstream-Porn werden „Normen zu Körper, Geschlecht und Sexualität vermittelt, die uns einschränken“, sagt Nat. Stereotype, wie die des dominanten, stets Sex-suchenden Mannes oder der passiven Frau, sind im Pornogenre noch oft zu finden. „Das wird wiederholt und brennt sich ein,“ sagt Nat. Queerfeministischen Porn zu machen bedeute, sich wieder den Raum für eigenes Begehren und eine selbstbestimmte Sexualität zu nehmen, „abseits von Normen und Stereotypen.“

Am 22. Mai startete eine Crowdfundingkampagne zur Produktion eines 90-minütigen Spielfilms. Das Projekt versteht sich selbst als „Postporn“. Gemeint ist damit erst mal eine Abgrenzung zum Mainstream-Pornogenre, aber auch, dass gängige Vorstellungen über Sex und Sexualität herausgefordert werden. Etwa, dass unter „Sex“ oft vor allem Penetration verstanden werde. In sieben kleinen, erotischen Geschichten soll der Film zeigen, dass Sex viel mehr heißen kann. Zum Beispiel zu tanzen, oder jemandem dabei zuzuschauen. Dabei setzt sich das Projekt mit bestimmten Normen auseinander, die auch innerhalb von LGBTI-Communities wirken können, so wie starre Vorstellungen über Geschlecht, die wenig Raum für genderqueere oder Trans*identitäten lassen. Vermittelt werden soll ein „sexpositiver Zugang“, der Vergnügen, Selbstfürsorge und Vielfalt feiert. Die Frage, was Sex für sie ist, werden die ProtagonistInnen in jeder erdenklichen Form beantworten - „nur nicht gesprochen.“

Drehbeginn ist für Juni, eine Fertigstellung des Films für April 2018 geplant.

Franziska Schulteß

Einhorn mit Dildo in „La Crem de la Cuir“

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