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Queeres Mammutprojekt: Konkrete Pläne für das „Elberskirchen-Hirschfeld-Haus"

30. Aug. 2017
MitinitiatorInnen des Projekts Sabine Balke und Jan Feddersen © Brigitte Dummer

Zwölf der wichtigsten queeren Archiv-, Bildungs- und Forschungseinrichtungen unter ein Dach zu bringen, und zwar im wörtlichen Sinne, das ist das Ziel des Elberskirchen-Hirschfeld-Hauses, kurz E2H. Benannt ist das ehrgeizige Projekt nach zwei historischen VorkämpferInnen für LGBTI-Rechte, Magnus Hirschfeld und Johanna Elberskirchen (mehr über die beiden lest ihr hier).
Unter anderem soll auch das Schwule Museum* im E2H einen neuen Platz finden. 2015 wurden die Mittel bewilligt (Siegessäule berichtete). Wie es um das Projekt jetzt steht, erklärten uns die MitinitiatorInnen Jan Feddersen von der Initiative Queer Nations e.V. und Sabine Balke vom Spinnboden Lesbenarchiv

Was viele für utopisch gehalten haben, scheint nun in greifbare Nähe gerückt: Infrage für das E2H kommt das alte Verlagsgebäude der taz (taz.die tageszeitung)... Jan: Wenn die taz im kommenden Jahr in ihren Neubau umzieht, könnten die Räumlichkeiten in der Rudi-Dutschke-Straße sukzessive umgebaut und 2019 von den Projekten bezogen werden: das Lili-Elbe-Archiv, die Hirschfeld-Gesellschaft, das Lesbenarchiv Spinnboden, um nur einige zu nennen. Das sind alles Juwelen, und die muss man zusammenführen. Rund fünf Millionen Euro werden dafür benötigt.

Wo sollen die herkommen? J: Vom Berliner Senat. Wir sind in guten Gesprächen. Das Projekt wird derzeit von der SPD, der Linken und den Grünen getragen, wir wissen aber, dass FDP und CDU es ebenfalls gut finden.

Im taz-Gebäude wird der größte Projektpartner, das Schwule Museum*, allerdings keinen Platz finden. J:
Wir sprechen deshalb mit dem Bezirk, das benachbarte Grundstück in Erbpacht zu übernehmen, um dort bis 2023 einen Neubau zu errichten.

Was sind die nächsten Schritte? J: Die Gründung einer Genossenschaft, um dem Projekt eine Rechtsform zu geben. Das wird eine beinharte Aufgabe werden, aber sie ist zu schaffen. Im nächsten halben Jahr werden wir zudem eine Art Architektur-Ermöglichungsstudie anfertigen. Sabine: Dabei kann beispielsweise auch überlegt werden, inwieweit wir Platz für solche Gruppen innerhalb der LGBTI-Community ermöglichen können, die bislang noch keine eigenen Sammlungen archiviert haben, wie etwa MigrantInnen und People of Colour.

Auch wenn die taz eine vergleichsweise niedrige Miete verlangt, wird es für einige der interessierten Projekte nicht einfach werden, diese aufzubringen. J: Alle Projekte behalten ihre Identität, das heißt, sie sind weiterhin dafür verantwortlich, sich selbst zu organisieren und zu finanzieren. Das E2H als Ganzes aber wird sicherlich dafür Sorge tragen, dass diese bei den staatlichen Verhandlungen auch mit den notwendigen Mitteln ausgestattet werden.

Woran kann das Projekt nun noch scheitern? S: Wenn uns etwas Sorge macht, dann, dass uns die Zeit davonläuft, denn wir haben nur dieses enge Zeitfenster für diese Immobilie und diese politische Situation.

Interview: Axel Schock

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