Ausstellung

LGBTI-Schau im Berliner Hauptbahnhof: „We Are Part Of Culture“

27. Sept. 2017
Kabarettist Holger Edmaier ist Initiator und Geschäftsführer von 100 % Mensch und vertritt das gemeinnützige LGBTI-Projekt gemeinsam mit Sängerin, Schauspielerin und Moderatorin Annie Heger

Bereits im Aprilheft berichteten wir über die geplante Kunstausstellung „We Are Part Of Culture“, die nacheinander in den 20 größten Bahnhöfen Deutschlands zu sehen sein soll. Am 27.09. feiert sie nun Vernissage im Berliner Hauptbahnhof. „We Are Part Of Culture“ zeigt 30 Porträts von wichtigen Persönlichkeiten aus der LGBTI-Community wie Selma Lagerlöf, Alexander der Große, Freddie Mercury oder Käthe Kollwitz. Wir sprachen mit Holger Edmaier und Annie Heger vom gemeinnützigen Projekt 100 % Mensch, das die Schau initiierte

Wie ist die Idee der Ausstellung und was wollt ihr damit erreichen?
Holger:
Zwei Dinge. Zum einen gibt es leider wieder Parteien und Gruppierungen, die behaupten, „Schwule und Lesben würden keinen Beitrag zur Gesellschaft leisten“. Das ist natürlich völliger Quatsch. Mit den großartigen Persönlichkeiten in der „We Are Part Of Culture“ widerlegen wir das eindrücklich und zeigen, dass wir schon immer eine prägende Rolle in der gesellschaftlichen Entwicklung eingenommen haben.
Annie:
Damit wollen wir auf gar keinen Fall das Bewusstsein dafür schmälern, dass wir in der Geschichte Opfer waren und es auch heute jeden Tag noch sind. Jedoch braucht es Vorbilder und Menschen, mit denen sich insbesondere Jugendliche positiv identifizieren können. Nur weil ich schwul oder lesbisch bin, bin ich nicht automatisch ein Opfer, nein, ich kann durch mein Handeln sogar die Welt verändern.

Nach welchen Kriterien habt ihr die Persönlichkeiten ausgesucht?
A:
Einfach war es nicht. Wir wollten zeigen, dass sexuelle Orientierung nichts mit einer Mode zu tun hat, sondern schon immer da war. Und so haben wir versucht, alle Buchstaben unserer Community von L bis Sternchen abzudecken und das möglichst in vielen Epochen und Wirkungsfeldern. Die Menschen gingen in den verschiedenen Jahrhunderten ja nicht mit ihrer Sexualität hausieren, die Fakten sind also manchmal schwer zu verifizieren.

Wie ist die Schau aufgebaut?
H:
Sie ist für Schulklassen ab der 8. Jahrgangsstufe aufbereitet. Daher organisieren wir in jeder Stadt einen Informationsabend für Lehrkräfte. Dabei arbeiten wir mit Organisationen wie SchLAU oder in Berlin mit Queerformat zusammen.
A:
Während der Ausstellungstage gibt es in jeder Stadt einen Abend mit Talkrunden, Podiumsdiskussionen oder Vorträgen, die in Kooperation mit dort ansässigen Vereinen, Organisationen oder anderen Institutionen geplant werden. Es wird also nicht langweilig und in jeder Stadt gibt es neue Dinge zu sehen und zu erfahren.

Wer hat die Porträts angefertigt?
A:
Wir haben nationale und internationale KünstlerInnen dafür gewinnen können. Robert W. Richards, Gerda Laufenberg, Ralf König, Norbert Egdorf und Swen Marcel kannten wir persönlich. Die anderen haben wir angeschrieben und gefragt.
H: Es war unglaublich, wie schnell alle zugesagt haben. Sie haben uns das Ganze überhaupt erst ermöglicht. Faszinierend sind dabei die unterschiedlichen Stile von Comic bis zum expressionistischen Ölgemälde.

Interview: Andreas Marschner

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