Szene

„Ein neues Wir“: Im Ludwig soll eine queere Utopie Wirklichkeit werden

7. Okt. 2017
Bild: (c) jackielynn
Ludwig (c) jackielynn

Gegen die Grabenkämpfe und Vorurteile in der Szene will das Ludwig einen Raum schaffen, in dem unterschiedliche Leute zusammenkommen und auch unbeholfene Fragen zulässig sind

Am Sonntag öffnet sich die Tür des Ludwigs schon um 16 Uhr für ein Experiment der besonderen Art: „Queer Your Mind“. Unter dem Motto „Viele freie Ichs und vielleicht ein neues Wir“ soll ein Raum entstehen, der es den unterschiedlichsten Queers ermöglicht miteinander ins Gespräch zu kommen und so Vorurteile und Missverständnisse zu überwinden.

Die Idee entstand während der Diskussion im Juli zur SIEGESSÄULE-Titelstory „Are we Family?“, bei der die Frage gestelt wurde, was die queere Community eigentlich noch zusammenhält. Ob Diskussionen um Rassismus, Transfeindlichkeit oder die Unsichtbarkeit von Lesben und Bisexuellen in der Szene, oft spitzen sich Konflikte zu und „zwischen uns krachen die Rollländen runter“, wie Maurus Knowles formuliert – einer der OrganisatorInnen und Betreiber des Ludwigs.

Um einander empathisch begegnen zu können, soll „Queer Your Mind“ ein Ort sein, an dem Fragen gestellt werden können. Auch solche, die verwegen, halbgar oder uninformiert sind: „Ist es bei Lesben wirklich so, dass... ?“, „Wie ist das bei Non-Binarys mit den Pronomen...?“, „Was ist überhaupt pansexuell?“

„Das Ziel kann kein Raum sein, an dem es ausgeschlossen ist eine komische Frage zu hören“, erklärt Maurus Knowles. „Lasst uns lieber versehentlich Fehler machen und hinterher haben wir dazugelernt und mehr Verständnis für einander.“ Das Setting soll an ein Familienfest erinnern, weshalb Gäste eine Kleinigkeit zum Buffet beisteuern sollen, jemandem zum halben Preis ein Getränk spendieren und auf das eine oder andere Gruppenspiel gespannt sein können.

Ein Programmpunkt: „Speed Talking“, was wie Speed Dating funktioniert. Sieben Minuten lang unterhalten sich zwei, die sonst vielleicht nie ins Gespräch gekommen wären, dann wird gewechselt. Neben einer Frage-und-Antwort-Runde zählt auch ein Spiel namens „Queeronator“ zum Programm: Mit gefalteten Zetteln aus Kopf, Oberkörper, Beinen und Füßen soll ein neues, queeres Wesen entstehen. Nach einer Schlussrunde mit Feedback-Box, kann der Abend zur „Open Lounge“ übergehen.

„Wir haben nicht weniger als Queer Utopia im Sinn“, sagt Maurus Knowles, dennoch ist „Queer Your Mind“ vor allem ein Experiment. Es gilt abzuwarten, wie die Gesprächskultur ankommt und ob die Gäste so divers sind wie gehofft. Wenn es erfolgreich war, darf sich auch mehr entwickeln und „Queer Your Mind“ wird möglicherweise zum Prototypen für ein regelmäßiges Event. „Wir sind auch bereit den Staffelstab weiterzureichen“, sagt Maurus Knowles. „Vielleicht entsteht daraus ein ähnliches Projekt in einer anderen Einrichtung.“

Damit nicht-kommerzielle Ideen wie diese oder queer-künstlerische Räume wie das Ludwig wachsen können, braucht es MitstreiterInnen. „Die Phase bis sich ein Lokal etabliert hat, ist finanziell und mental sehr beanspruchend.“ Deswegen fordert Maurus Knowles zur aktiven Mitgestaltung auf: „Unsere Räume bieten viele Möglichkeiten, für Ausstellungen, Shows und Vorträge. Das Ludwig ist für die Community da. Nutzt es!“

Paula Balov

Queer Your Mind, 08.10.,
16:00, Ludwig

Facebook-Veranstaltung

ABLAUFPLAN
16:00 – Ankommen
16:30 – Session 1: Queer Speed Talking
17:30 – Feierliche Eröffnung des Buffets
18:15 – Session 2: Queers fragen Queers
19:15 – Pause
19:45 – Session 3: Queeronator (Spiel)
20:45 – Open Lounge
alle Zeitangaben nur ungefähr / ohne Gewähr

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