Kino

Im Dutzend geiler: Das 12. Pornfilmfestival

22. Okt. 2017
Bild: Berlin Drifters © Pornfilmfestival
Berlin Drifters © Pornfilmfestival

SIEGESSÄULE präsentiert das 12. Pornfilmfestival vom 24. bis zum 29. Oktober, das euch auch in diesem Jahr wieder queere Highlights en masse bietet

Das Pornfilmfestival in Berlin lockt alljährlich mit einem satten Angebot von Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilmen ins Kreuzberger Kino Moviemento und seit 2016 in den Art Space Spektrum, der sich in der Nähe befindet. Im 12. Jahr gibt es ein zusätzliches Schmankerl: nämlich einen Tag mehr Zeit für Filme über Sex, Liebe und Lust. Maßgeblich am Erfolg des Festivals beteiligt ist die Moviemento-Crew, die gekonnt für die entspannte Atmosphäre sorgt. Die Devise für die ProgrammmacherInnen ist „anything goes“, was auch für die Crowd gilt, egal ob sexpositiv, queerfeministisch, bi-curious oder extra weird.

Wie immer sind der weibliche Blick auf Sexualität, die gesellschaftlichen Machtverhältnisse und Geschlechternormen zentrale Themen des Pornfilmfestivals. Émilie Jouvets „My Body My Rules“ beispielsweise entlarvt das gesellschaftlich vorherrschende Schönheitsdiktat, unter dem vor allem Frauen zu leiden haben, durch drastische Gegenentwürfe. Eröffnungsfilm ist dieses Jahr „Les prédatrices“ von der feministischen, französischen Pornofilmregisseurin Ovidie, ein bizarrer lesbischer Szenenreigen ohne Dialoge, dafür mit umso intensiveren Bildern. Eine Gang sexhungriger Frauen nimmt sich, was sie – sexuell – braucht. Die Doku „Pornocracy“ ist Ovidies zweiter Festivalbeitrag. Darin untersucht sie Strukturen, Macht- und Einkommensverhältnisse in der Welt der Online-Pornoplattformen. Als Abschlussfilm gezeigt wird „Pieles“, der bei der Berlinale 2017 lief und bei dem es um Körperbilder geht, die gängige Sehgewohnheiten aushebeln, auch im Hinblick auf die Lage von Sexualorganen ...

SIEGESSÄULE präsentiert dieses Jahr „Berlin Drifters“ des japanischen Duos Kôichi Imaizumi und Hiroki Iwasa. Ein zweistündiger saftiger Porno-Trip quer durch Berlin, der keine visuellen Gelüste offenlässt. Die schwulen Jungs haben sichtlich und hörbar Spaß aneinander.

Viele Filme gewähren Blicke hinter die Kulissen des Sexgeschäfts. In „Strawberry Bubblegums“ stellt Teenagerin Lucy fest, dass ihre Mutter Paula (Jasmin Tabatabai!) einst unter dem Namen Vicky Venus Pornos gedreht hat. Lucy macht sich in der abgehalfterten Pornoszene auf die Suche nach ihrem Erzeuger, was sarkastisch und mit Situationskomik inszeniert ist. Einige Filme widmen sich bekannten Namen aus dem Business. Um Brent Corrigans Aufstieg zum ersten Online-Pornstar geht es in „King Cobra“ mit James Franco und Christian Slater: Den Machtkämpfen unter den Pornobossen, wem die Marke Brent und dessen Schwanz und Körper eigentlich gehören, folgen bald Mordgelüste ...

Im Programm ist zudem eine Doku über den blonden „Kurvenstar“ Cicciolina – das Pseudonym der Schauspielerin Ilona Staller –, die trotz Sex-Appeal oder gerade deswegen stolz im italienischen Parlament saß. Dazu passend enthüllt „Mansfield 66/67“, wie wenig die „Sexbombe“ Jayne Mansfield im Grunde dem Klischee vom dummen Blondchen entsprach, als das sie vermarktet wurde. Gelegenheit zum Wieder-Sehen gibt es mit den lesbischen Filmen „Below Her Mouth" oder „Die Taschendiebin“. Und es läuft der Sci-Fi-Porno „Fluidø“ mit ausufernden Masturbationsszenen, der bei der Berlinale eher zwiespältig aufgenommen wurde. Sexploitation oder eine weitere Facette der Körperkunst? Das kann das Publikum ja selbst überprüfen.

Frank Hermann


SIEGESSÄULE präsentiert
12. Pornfilmfestival Berlin, 24.–29.10.,

Moviemento, Spektrum, Altes Finanzamt,
pornfilmfestivalberlin.de

Festivalparty, 28.10., 23:00, Prince Charles

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