Interview

„Ich wurde nie von der Bundeswehr versteckt.“ Kommandeurin Anastasia Biefang über ihr Coming-out als trans Frau

6. Nov. 2017
Bild: © jackielynn
Anastasia Biefang © jackielynn

Vor 23 Jahren entschied sie sich für eine Karriere bei der Bundeswehr: Anastasia Biefang, die im Oktober ihre neue Stelle als Kommandeurin des Informationstechnikbataillons 381 im brandenburgischen Storkow angetreten ist. Zuvor war sie Oberstleutnant im Generalstab des Bundesverteidigungsministeriums. 2015 begann sie mit ihrer Transition! Wie ihre Vorgesetzten auf ihr Trans-Coming-out reagierten, wollte SIEGESSÄULE-Redakteurin Kaey von ihr wissen

Anastasia, wie lief dein Coming-out als trans Frau ab? Ich muss sagen, ich habe mit dem Schlimmsten gerechnet. Doch es war ganz anders. Ich war damals im Ministerium bei der Abteilung „Strategie und Einsatz“ tätig und hatte schon immer ein sehr gutes Verhältnis zu meinem Vorgesetzten. Als ich dann meinen ersten Termin beim Bundeswehrkrankenhaus hatte, um meine Transition anzufangen, habe ich mich einen Tag vorher mit ihm hingesetzt und ihn aufgeklärt. Er hat dann gesagt: „Ich weiß nicht, wie wir das machen, aber wir werden es gemeinsam schaffen.“ Wir wussten beide nicht genau, wie man im dienstlichen Alltag aus dem Herr Oberstleutnant die Frau Oberstleutnant macht. Wir haben dann beschlossen, dass ich ihm sage, wann ich für welchen Schritt bereit bin, und wir das dann gemeinsam besprechen.

Du hattest also viel Glück mit deinem direkten Vorgesetzten. Aber gab es denn auch negative Reaktionen? Es war auf jeden Fall Glück, dass ich danach bei jedem anderen Vorgesetzten, dem ich es erzählt habe, eine ähnlich positive Reaktion bekommen habe. Auch mit meinen Kameradinnen und Kameraden gab es nie wirklich Probleme. Selbst als ich dann später in einem anderen Referat Auslandseinsätze koordinieren musste und in Großbritannien und anderen Ländern unterwegs war, gab es nie Probleme, und ich wurde nie von der Bundeswehr „versteckt“. Ich habe in dieser Zeit viel persönliche Unterstützung erfahren.

Hat sich die Einstellung beim Militär tatsächlich so sehr verändert? Bei den Streitkräften gab es auf jeden Fall einen Wandel. Es gibt einen viel offeneren Umgang mit Minderheiten, der viel eher dem Zeitgeist entspricht. Auch wenn die Bundeswehr in der allgemeinen Wahr­nehmung als eher wertkonservativ gilt, ist sie meiner Einschätzung nach eine Organisation, die offen ist für Veränderung und sich nicht ab­kapselt.

Du bist eine der wenigen Frauen in deiner Abteilung. Hast du den Eindruck, du wirst nach deiner Transition anders behandelt als vorher? Das ist wirklich schwer zu sagen. In meiner Umgebung werden jetzt weniger Frauenwitze gemacht, und man hält mir die Tür manchmal auf. Mein Vorteil ist tatsächlich ja auch, dass ich die männlichen Spielregeln, die ich 20 Jahre mitgespielt habe, kenne. Außerdem kennen mich die meisten Leute ja auch von vor und nach meiner Transition. Ich bin jedoch gespannt, wie es wird bei meiner neuen Tätigkeit in Brandenburg.

Interview: Kaey

Das gesamte Interview mit Anastasia Biefang findet ihr in der November/Dezember-Ausgabe unseres Schwestermagazins L-MAG!
l-mag.de

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