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Hilfe für sexuell missbrauchte Männer bei „MUT“

8. Dez. 2017
Bild: © M. Wickert
Jacques Kohl, Therapeut bei „MUT – Traumahilfe für Männer*“ © M. Wickert

Anfang 2017 startete der Verein Hilfe-für-Jungs e. V. das Projekt „MUT – Traumahilfe für Männer*“, das ein niedrigschwelliges Angebot für junge Männer* bietet, die Missbrauchserfahrungen gemacht haben oder gegenwärtig von sexualisierter Gewalt betroffen sind. Das Projekt, dessen Beratungsräume in Neukölln liegen, versteht sich als erster Anlaufpunkt und Vermittlungsstelle zu weiterführenden Therapieangeboten und Hilfsprojekten. Dementsprechend eng arbeitet MUT mit anderen Hilfsorganisationen zusammen. Mitarbeiter Jaques Kohl ist Psychologe und Systemischer Therapeut. Im Interview berichtet er über die Arbeit des Projekts

Jacques, an wen richtet sich das Angebot von MUT?
Wir betreuen junge Männer*, die sexualisierte Gewalt erlebt haben. Primär geht es uns darum, eine niedrigschwellige und kostenfreie erste Anlaufstelle zu sein, da viele mit der Frage nach der richtigen Therapie überfordert sind. Wir kümmern uns erstmal um diese Menschen und vermitteln sie dann gegebenenfalls auch weiter. Unter anderem betreuen wir auch Leute, die nicht krankenversichert sind oder bei denen der Aufenthaltsstatus noch nicht geklärt ist. Wir versuchen auch die zu erreichen, die sich bisher nur schwer oder gar nicht mit ihren Erfahrungen auseinandergesetzt haben.

Wie sieht die Hilfe konkret aus, die ihr diesen Männern* anbieten könnt? Wir bieten in erster Linie Therapievorbereitung an. Wir erklären, was eine Therapie eigentlich ist, welche verschiedenen Therapieformen es gibt und was genau sie für die jeweilige Person bedeuten. Gemeinsam suchen wir dann nach der passenden Therapieform und helfen bei der Suche nach einem entsprechenden Therapieplatz. Dann helfen wir auch, dabei die Wartezeit auf einen geeigneten Therapieplatz zu überbrücken. Das machen wir mit Gesprächen, Stabilisierung, Ressourcenstärkung,
Spaziergängen, gemeinsamen Unternehmungen. Vielen fällt es natürlich schwer,  über die sexualisierte Gewalt zu sprechen, die ihnen angetan wurde. Die direkte Auseinandersetzung kann sehr traumatisch sein. Wir helfen dabei, erste Strategien zu entwickeln, wie man dann in seinem Alltag runterkommt, wenn Alpträume oder Flashbacks auftreten.

Wieso habt ihr euch für das Gendersternchen beim Wort Männer* in eurem Namen entschieden? Wir haben uns dafür entschieden, weil wir der Ansicht sind, dass es verschiedene Formen von Männlichkeit gibt. Uns war wichtig, dass auch in unserem Namen sichtbar und transparent zu machen. Das bedeutet zum Beispiel, dass auch Menschen zu uns kommen können, die sich eher als genderfluid definieren. Es gibt auch einige trans* Frauen die sexualisierte Gewalt vor ihrer Transition erlebt haben und unsere Angebote nutzen.

Interview: Kaey

MUT­ – Traumahilfe für Männer*, Leinestraße 49
Neukölln
mut-traumahilfe.de

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