BÜHNE

Katharina Thalbach in „Frau Luna“: „Ich pinkle im Stehen, wenn ich Männer spiele“

10. Jan. 2018
Katharina Thalbach im Gewand des barocken Prinzen aus der Galaxis © Kathrin Heller

Zu den Berliner All-Stars, die in Paul Linckes Operette „Frau Luna“ im Tipi am Kanzleramt auftreten, stößt bei der Wiederaufnahme des Stückes im Januar Katharina Thalbach. Die Schauspielerin und Regisseurin wechselt sich mit Gustav Peter Wöhler in der Rolle des „Prinz Sternschnuppe“ ab.

Wie es ist, einen Mann, und noch dazu einen galaktischen Prinzen zu spielen, und was sie an der Operette besonders liebt, erzählte uns Frau Thalbach im Interview.

Frau Thalbach, Sie wurden eingeladen, bei der Wiederaufnahme von „Frau Luna“ mitzuwirken. Worauf freuen Sie sich besonders? Auf meine KollegInnen. Das ist absolut inspirierend. Privat kenne ich sie ja alle schon lange. Und mit Andreja Schneider, die die Titelrolle in „Frau Luna“ spielt, habe ich Shakespeares „Was ihr wollt“, „Ernst und seine tiefere Bedeutung“ von Oscar Wilde und „Der Raub der Sabinerinnen“ der Gebrüder Schönthan an der Komödie und am Theater am Kurfürstendamm gemacht. Weil ich die KollegInnen von „Frau Luna“ sehr bewundere und weiß, dass das so ein tolles Team ist, traue ich mich auch, bei der Wiederaufnahme neu einzusteigen. Da fühle ich mich geborgen.

Wie meinen Sie das? Die spielen das ja schon lange mit großem Erfolg. Da kommt man in eine gut gebackene Torte hinein. Man muss dann auch gucken, dass man das Rezept nicht verdirbt.

Was verbinden Sie persönlich mit „Frau Luna“? Frühe Erlebnisse mit Operetten. Zu DDR-Zeiten im Metropol-Theater, heute Admiralspalast, habe ich ganz viele Operetten gesehen. Auch „Frau Luna“: Da lag eine dicke Frau auf einer großen Mondsichel und schwebte von oben herunter. Das fand ich beeindruckend.

Wie würden Sie die aktuelle Luna-Produktion im Tipi beschreiben? Viel Glitzer und viel Amüsement.

Sie sind ja im Kino, in Fernsehfilmen, in Shows und auf vielen Bühnen zu sehen. Was schätzen Sie am Tipi am Kanzleramt und an dessen Stammhaus, der Bar jeder Vernunft? Ich mag die Bar jeder Vernunft noch lieber als das Tipi. Das ist dieses schöne Alte. Dort wird noch mit Wasser gekocht: Wir schminken uns selber im Zirkuswagen und sind für unsere Requisiten und Kostüme verantwortlich. Es ist wirklich noch Zirkus, eine Urbrutstätte des Theaters. Herrlich!

In Stück sind Sie alternierend mit Gustav Peter Wöhler als „Prinz Sternschnuppe" zu erleben. Dieser umschwärmt die Mondkönigin „Frau Luna". Gibt es Unterschiede zwischen Ihrem Prinzen Sternschnuppe und jenem von Gustav Peter Wöhler? Es sind zwei verschiedene Prinzen. Mein Prinz kommt aus dem Barock. So ein Renaissance-Kostüm mit langen Strumpfhosen, wie es Gustav Peter trägt, steht mir nicht. Ich trage etwas anderes: Ich bin die barocke Schnuppe. Ich habe das mit der Kostümbildnerin entschieden, das passt besser zu mir. Unter Louis XIV. mache ich es nicht.

Legen Sie eine Rolle eigentlich anders an, wenn Sie einen Mann darstellen?
Ach, ich weiß nicht. Das sind ja auch immer ganz unterschiedliche Charaktere, die ich spiele. Höchstens: Ich pinkle im Stehen, wenn ich Männer spiele. Aber bei Prinz Sternschnuppe, der ja aus der Galaxis kommt, ist es ganz anders. Bei ihm sehen die Geschlechtsteile auch ganz anders aus. Da passieren galaktische Dinge, die sind abenteuerlich … ja, ich bin da auch sehr, sehr nervös geworden…

Interview: Eckhard Weber

Frau Luna, 11.01.–11.03., Tipi am Kanzleramt


Queere Operetten-Diskussion, 22.01., 18:30, Schwules Museum*

„Beginnt das Jahr der Frau_en auf dem Mond?" Die Rolle der Frau in der Berliner Operette „Frau Luna“ 1899 und die feministischen Realitäten 2018.

Mit Vera Hofmann (Kuratorin, Schwules Museum*), Dr. Kevin Clarke
(Operettenexperte, Schwules Museum*), Andreja Schneider (Frau Luna in „Frau Luna“), Christoph Marti (Frau Pusebach in „Frau Luna“) u. a.

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