Theater

Tripper, Talent und Tante Luzi: Rosa von Praunheim über sein neues Stück

20. Jan. 2018
© Arno Declair

Rosa, dein Theaterstück ist ja keineswegs deine erste Beschäftigung mit deiner Lebensgeschichte ... Und das wird auch nicht das letzte Mal sein. Die eigene Biografie ist ein endloser Quell und für das künstlerische Schaffen immer wichtig. 

Welches Bild des Rosa von Praunheim möchtest du mit diesem Stück zeichnen? Darüber habe ich beim Verfassen des Stückes und in der Vorbereitung überhaupt nicht nachgedacht. Das mache ich auch bei meinen Filmen nicht. Ich glaube, dass ein Künstler die Wirkung seiner Arbeit genauso wenig planen kann wie die Resonanz bei der Kritik oder beim Publikum.

Hast du bei der Entwicklung des Stücks einen besonderen thematischen Fokus gesetzt? Ich sage immer: Nicht ich mache einen Film, sondern der Film macht mich. So ist es auch bei diesem Stück. Ich verfasse ja auch sehr viele Gedichte. Da ringe ich aber nicht, wie manch andere AutorInnen, um jede Zeile, sondern das geschieht ganz automatisch, ohne dass ich groß darüber nachdenke. Und ich korrigiere hinterher auch sehr wenig. Für mich ist auch das Stück wie ein großes Gedicht. Es ist einfach so aus mir herausgeflossen. Das ist wohl so eine Art emotionaler Begabung.

Dein Stück ist wie eine musikalische Revue angelegt, in der du verschiedene Lebensstationen ansteuerst und wichtige Personen in deinem Leben auftreten lässt ­– wie etwa Lotti Huber, deine Tante Luzi Kryn und Mario Wirz. Dann aber gleitet das Ganze auch immer wieder in gut erfundene Bekenntnisse. Keine Angst, dass Zuschauer auch das für bare Münze nehmen könnten? Ich spiele ganz bewusst mit solchen Momenten und würde mich sehr freuen, wenn da manches für die Zuschauer bis zum Schluss offen und in der Schwebe bleibt.

Welche besonderen Möglichkeiten bietet denn nun die Bühnenform, dein Leben – im wahrsten Sinne von der Geburt an – über die wichtigsten biografischen und künstlerischen Stationen zu rekapitulieren? Darüber habe ich mir beim Schreiben gar nicht so viele Gedanken gemacht. Ich habe zwar schon ein paarmal für die Bühne gearbeitet, aber letztlich kaum Theatererfahrung. Meine beiden Darsteller, Kocevski und Bomhard, erweisen sich da allerdings als ein Glücksfall. Sie bringen selbst viele Einfälle ein, um den Text szenisch umzusetzen und lebendig zu machen. Ich muss da kaum dirigieren, das geht praktisch von selbst.

Dein Ziel als Regisseur ist also nicht, deinen Darsteller möglichst so anzuweisen, dass du dich bis zur letzten Geste wiedererkennst?
Überhaupt nicht. Ich habe mich deshalb auch bewusst für heterosexuelle Schauspieler entschieden. Dadurch kommt ganz automatisch ein parodistischer Effekt mit dazu.

Die beiden haben während der Proben ganz sicherlich viel über schwulen Sex gelernt. Du lässt sie nicht nur ein Lied über Analverkehr singen, sondern auch reichlich und detailliert von sexuellen Begegnungen und den Folgen in Form eines Trippers erzählen. Es ist erstaunlich, wie unspießig die beiden sind und wie locker sie mit alledem umgehen. Mit denen hätte ich noch viel weiter gehen können. Im Theater ist man inzwischen Extreme gewöhnt. Nackte Darsteller oder pissen auf der Bühne, das hat man ja ständig. Deshalb glaube ich kaum, dass ich mit meinem Stück das Publikum sonderlich schockieren werde. Das ist aber auch nicht meine Absicht. 

Interview: Axel Schock

SIEGESSÄULE präsentiert: Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht
21.01. (Premiere), 19:00
26.01., 19:30
Kammerspiele des Deutschen Theaters

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