BERLINALE

Teddy Awards für Südamerika

24. Feb. 2018
Bild: © Brigitte Dummer
Das Team von "Las Herederas", Gewinner des Teddy-Leserpreises. Ana Brun (2.v.l.) wurde am Samstag zudem als beste Darstellerin der Berlinale gekürt! © Brigitte Dummer

Eindeutiger Gewinner bei den diesjährigen Teddy Awards war Südamerika: Zwei Preise gingen nach Brasilien, einer nach Paraguay und einer nach Peru. Die queeren Awards wurden wie im Vorjahr im Haus der Berliner Festspiele vergeben. Immer wieder kam in Gesprächen auf der Bühne oder bei den Dankesreden die Sprache darauf, wie schwierig die Lage für LGBTI in vielen Ländern ist, darunter auch Brasilien, das einen erheblichen Rollback erlebt. So wurde deutlich, dass die Auszeichnungen auch dieses Jahr wieder Solidaritätsadressen sind.

Der brasilianische Film „Tinta Bruta“ wurde bester Spielfilm. Die Regisseure Filipe Matzembacher und Marcio Reolon zeigen Pedro, der sein Leben mit Internetauftritten finanziert. Sein Gimmick dabei ist, dass er seinen nackten Körper mit Neonfarben bemalt. Er entdeckt, dass jemand seine Performance imitiert und lernt den jungen Mann kennen ...

Der Spezialpreis der Jury ging an den Essayfilm „Obscuro Barocco“, eine traumwandlerische, bilderstarke Hommage an Luana Muniz, eine Ikone der brasilianischen Trans-Bewegung. Der Film spielt zwar im brasilianischen Rio de Janeiro, ist aber eine französisch-griechische Produktion, Regie: Evangelia Kranioti.

„Las Herederas“ (Die Erbinnen) aus Paraguay bekam den Teddy-Leserpreis des Magazins „Mannschaft“. Es ist die Geschichte eines Frauenpaares, dessen Leben und Liebe ins Stocken gekommen ist. Während Chelas Lebensgefährtin Chiquita eine Haftstrafe antreten muss, ergreift sie ihre Chance auf einen Neuanfang. Vom Regisseur Marcelo Martinessi entschleunigt inszeniert, lebt der Film vor allem vom Ana Bruns Spiel als Chela.

Außerdem ausgezeichnet: „Three Centimetres“ (GB) von Lara Zeidan als bester Kurzfilm um vier Freundinnen, die dabei sind, ihre Sexualität zu entdecken. „Retablo“ von Alvaro Delgado Aparacio bekam den erstmals verliehenen L'Oréal Newcomer Award. Die Story zeigt einen Jungen, der mit dem Wissen um die „Andersartigkeit“ seines Vaters aufwächst. Auch dies ein Film aus Südamerika, nämlich Peru.

Jack Woodhead führte durchs Programm. Auch technische Pannen brachten ihn nicht aus seinem Drive, aber welches die nominierten Dokumentarfilme waren, hätte das Publikum schon gerne gewusst. Statt Szenen aus verschiedenen Filmen gab es zweimal denselben Ausschnitt aus „Bixa Travesty“ zu sehen ... Das Porträt der Künstlerin und Trans-Aktivistin Linn da Quebrada aus São Paulo (sie war auch Cover-Model der Februar-Siegessäule) von Claudia Priscilla und Kiko Goifman erhielt den Preis als bester Dokumentarfilm. Mit einer energiegeladenen Live-Performance bedankte sich Linn beim Publikum, das sich ebenso von Sookee und Irmgard Knef sowie den AkrobatInnen Tim Kriegler und Duo Sienna entertainen ließ. Ein kurzweiliger Kessel Buntes, dem Markus Pabst mit einem kraftvollen Aufruf zum Widerstand gegen Rechts eine Nuance hinzufügte.

Frank Hermann

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