Pride

Queens und Rhythmen gegen Hass: Der 25. CSD in Potsdam

27. Apr. 2018
Queensday in Potsdam

Die LGBTI-Szene im sogenannten „Umland“ wird in Berlin ja gerne mal vergessen. Zu Unrecht! Dieses Jahr leitet etwa Potsdam wieder an vorderster Front die CSD-Saison ein: mit einem 14-tägigen Programm vom 28. April bis zum 17. Mai. Unter den VeranstalterInnen sind unter anderem die queere Café-Bar La Leander, die Selbsthilfegruppe Transistor oder auch die Gemeinde der Garnisonkirche Potsdam sowie Parteien wie die SPD und die Linke.

Im Gespräch mit SIEGESSÄULE erklärt Organisator Jirka Witschak, wie es ist, in Potsdam ein Pride-Event zu machen 

Jirka, am 28. April startet der mittlerweile 25. CSD in Potsdam. Gibt es dieses Jahr ein Motto? Wir haben dieses Jahr aus Zeit- und Kapazitätsgründen auf ein Motto verzichtet. Das Konzept heißt deshalb einfach „25 Jahre CSD“ - die Inhalte waren uns wichtiger als ein Motto. Nach 25 Jahren Mottosuche gehen einem ehrlich gesagt auch die Ideen aus (lacht). So ein Motto sollte ja die ganze Vielfalt der Community und ihre Forderungen abdecken. Der CSD Potsdam versteht sich mehr als eine Plattform für Aufklärungsarbeit.

Warum veranstaltet ihr keine Demo, im Vergleich zu den meisten anderen CSDs? Das liegt zum Teil an der Historie des CSD Potsdam. Da das Organisationskommitee sehr klein angefangen hat, haben wir uns bei der Gründung dagegen entschieden, eine Parade zu machen. Zum anderen sind in Potsdam die städtischen Gegebenheiten schwierig. Es gibt wenig belebte Straßen, an denen wir eine Demo abhalten könnten. Wir können nicht einfach mit Trucks durch den Schlosspark Sanssouci fahren. Beim CSD Potsdam steht deshalb das 14-tägige Programm im Vordergrund: wir sind stolz auf die ganzen abwechslungsreichen Beiträge, die unsere KooperationspartnerInnen beisteuern.

Was bekommt man als queerer Mensch in Potsdam – beziehungsweise allgemein Brandenburg – von der Berliner Community mit? Für Partys und Sex fährt man als queerer Mensch schon eher nach Berlin, ja. Aber auch in Potsdam gibt es eine sichtbare Community – ein Treffpunkt ist zum Beispiel das La Leander, und es ist auch nichts ungewöhnliches, händchenhaltend auf offener Straße zu laufen. Natürlich ist es aber besonders für den CSD Potsdam schwierig, von der Berliner Community wahrgenommen zu werden. Deshalb emanzipieren wir in Potsdam uns absichtlich vom CSD in Berlin. Unser Schwerpunkt liegt seit je her nicht so sehr auf Party, sondern eher auf Aufklärungsarbeit und dem Dialog mit der Mehrheitsgesellschaft. Zu Veranstaltungen wie dem Queensday kommen aber natürlich auch einige BesucherInnen aus Berlin.

Was sind die Highlights der diesjährigen CSD-Tage? Unter unseren KooperationspartnerInnen ist zum Beispiel dieses Jahr erstmals der SV Babelsberg 03. Der Fußballclub spricht sich schon seit Langem gegen Fremdenhass, Rassismus und Homophobie aus. Mit dieser Kooperation überschreiten wir ungeschriebene Grenzen und erreichen ganz neue Zielgruppen. Unsere KooperationspartnerInnen sind sowieso sehr vielfältig dieses Jahr, deshalb ist das Programm bunt gemischt. Worüber wir uns besonders freuen, ist die Veranstaltung zu Johanna Elberskirchen. Elberskirchen war eine lesbische Autorin, Heilpraktikerin und vor allem feministische Aufklärerin. Sie hat sich für Frauenrechte stark gemacht unter einer schwulen Mehrheit, und das ist ja auch heute noch sehr aktuell. Dr. Christiane Leidinger hält den Vortrag am 7. Mai. Ein anderes Highlight ist natürlich der traditionelle Queensday vom 5. bis 6. Mai im Holländischen Viertel. Hier präsentieren sich wie jedes Jahr zahlreiche Vereine, Gewerkschaften, Parteien und Selbsthilfegruppen der LGBTI-Community, während unsere Show Acts für Unterhaltung sorgen. Für frischen Wind in der Travestie wird hier unter anderem die holländische Drag Queen Rose Murphy sorgen.

Elliot Zehms

Queensday, 05.05., ab 14:00, und 06.05., ab 12:00, Holländisches Viertel, Potsdam

Ausstellung und Tour„Hass bringt dir nix", 08.05.2018, 18:00, Landtagsfraktion Die LINKE, Alter Markt, Potsdam,

Das gesamte Programm des CSD Potsdam

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