SIEGESSÄULE PRÄSENTIERT

Terror und Anarchie: Das 13. Xposed Queer Film Festival

21. Mai 2018
Szenenfoto: „Terror Nullius“, der Elemente aus Popkultur-Klassikern wie „Mad Max: Der Vollstrecker“ neu interpretiert

Die österreichische Künstlerin Mara Mattuschka gehört zu den LieblingsfilmemacherInnen von Bartholomew Sammut und Merle Groneweg, die das Festivalprogramm auf die Beine gestellt haben. Diesmal übrigends weitgehend ohne Unterstützung des langjährigen Koleiters Michael Stütz, der aufgrund seiner neuen Tätigkeit im Führungsteam der Berlinale-Sektion Panorama nicht an vorderster Front dabei sein konnte.

Mattuschkas neuer Film „Phaidros“ eröffnet das Festival. Mit Tanzeinlagen, überzogenen Drag-Kostümen und vielen verrückten Ideen entführt er in die Theaterwelt und die queere Szene Wiens. Der attraktive Schauspieler Emil verliert sich hier in einem Netz aus von Leidenschaft und Eifersucht geprägten Dreiecks- und sogar Vierecksbeziehungen. „Mit seiner Mischung aus verschiedenen Stilen schafft der Film eine queere Utopie“, schwärmt Bartholomew. Am Freitag wird Mara Mattuschka selbst vor Ort sein, um sich in einem Film Talk zu ihrem Werk zu äußern.

Ebenfalls außergewöhnlich ist der Kurzfilm „What Happened to Her“ von Kristy Guevara-Flanagan, in dem die Kamera über 15 Minuten Aufnahmen von meist jungen toten Frauen aus Kriminalserien zeigt, die Opfer von Gewalt wurden. Für besonders eindringliche Momente sorgt dabei das kommentierende Voice-Over von Danyi Deats, die über Jahre hinweg Frauenleichen darstellte. Der Film lenkt dabei auf schonungslose Weise die Aufmerksamkeit auf die Sexualisierung toter weiblicher Körper in Film und Fernsehen.

Für Furore dürfte dieses Jahr auch „Terror Nullius“ sorgen: Dem australischen Film wurde die finanzielle Förderung nachträglich entzogen, da er der Stiftung als zu landeskritisch und kontrovers erschien. Das Künstlerduo Soda_Jerk setzt sich darin sowohl mit weißem Kolonialismus als auch mit heutiger Popkultur auseinander. Mit einer großen Portion politischer Satire stellt der Film unter anderem Szenen des australischen Action-Klassikers „Mad Max: Der Vollstrecker“ (1981) nach und präsentiert diese mit einem feministischen Fokus. Für Kuratorin Merle Groneweg ist „Terror Nullius“ „ein bisschen die Antwort auf ,What Happened to Her’, da er sich sexistisches gewalttätiges Bildmaterial aneignet und eine feministische Lesart daraus macht“.

Ein enorm ambitioniertes Projekt ist der Film „Queerama“ von Daisy Asquith, der mithilfe von Archivmaterial des British Film Institute das Leben von Schwulen und Lesben in den letzten hundert Jahren in England nachzeichnet. Stars der queeren Popszene wie John Grant, Hercules & Love Affair und Alison Goldfrapp lieferten dazu den Soundtrack.

Das Thema Queer History wird neben Körperbildern einer der roten Fäden sein, die sich durch das Programm ziehen. Die KuratorInnen freuen sich zudem, in diesem Jahr erstmals einen Kurzfilm präsentieren zu können, der durch den festivaleigenen Queer Short Film Fund gefördert wurde: „Pirate Boys“ von Pol Merchan. Aus einer trans* Perspektive wirft die Doku einen Blick auf die Punk-Ära und die 1997 verstorbene Punk-Poetin Kathy Acker.

Elliot Zehms


SIEGESSÄULE präsentiert
13. Xposed Queer Film Festival Berlin
24.–27. 05, Moviemento, aquarium,
xposedfilmfestival.com

Xposed Eröffnungsparty, 24.05., 23:30, Südblock

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