Szene

Inhaber des Sundström: Zwangsversteigerung kann abgewendet werden

30. Mai 2018
Bernhard Sachse, Betreiber des „Melitta Sundström“ am Mehringdamm

Noch steht es so im Internet, auf der Webseite meinezwangsversteigerung.de: ein „Gewerbeobjekt in Form einer Gaststätte“ am Mehringdamm 61 soll an die Meistbietenden verkauft werden. Gemeint ist tatsächlich das LGBTI-Treff und Szene-Café Melitta Sundström. Als Termin für die Zwangsversteigerung wird, auf der Webseite, der 5. Juli genannt. Doch so, wie es aussieht, werde es nicht dazu kommen, sagte der Inhaber des Sundström, Bernhard Sachse, gestern gegenüber SIEGESSÄULE.

Zur angedrohten Zwangsversteigerung sei es vor allem „durch Steuerzuschätzungen“ des Finanzamtes gekommen, bei denen „unheimliche Beträge“ entstanden seien. Er habe dagegen Widerspruch eingelegt, sagt Sachse. Im Grunde genommen habe sich alles erledigt. „Ich bin zuversichtlich, dass die Zwangsvollstreckung abgewendet werden kann.“ Der Vorgang sei allerdings noch nicht abgeschlossen. In den nächsten Tagen solle es ein Treffen mit dem Leiter der Vollstreckungsstelle des Finanzamtes geben. 

Seit den frühen 90ern gehört das Sundström zum Szene-Inventar von Kreuzberg. Benannt ist es nach Melitta Sundström, einer der prägendsten Berliner Tunten der 1980er und frühen 1990er Jahre. Jahrelang fungierte der Laden als Eingans-Café zum alten SchwuZ. 2013, nachdem das SchwuZ, und auch das Schwule Museum, den Mehringdamm verließen, befürchteten manche finanzielle Einbußen für das Sundström. Dies habe sich jedoch nicht bewahrheitet, sagt Sachse. „Eigentlich läuft es nach wie vor genau so gut, wie zu den Zeiten, als das SchwuZ noch hier war“. An schwindenden BesucherInnenzahlen liege es also nicht.

„Ich finde es sehr rührend, dass sich sowohl die Szene als auch die Nachbarn darum kümmern, sich solidarisch zeigen und fragen, wie es mir geht und ob sie mir helfen können,“ sagt Sachse zur jetzigen Situation. Was er und das Melitta tatsächlich dringend bräuchten, sei ein fähiger Steuerberater, der sich in der Gastronomie gut auskennt. „Das wäre wirklich eine Hilfe.“

Andreas Marschner

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