Pride

MISS*ter CSD Gaby Tupper: „Ich habe ein Kronengesicht“

11. Juni 2018
Gaby Tupper © Claudia Kristine Schmidt

Nach etlichen Versuchen in den letzten Jahren setzte sie sich 2018 endlich bei der Wahl zum MISS*ter CSD durch: Tuntenurgestein Gaby Tupper wird zum 40. Pride in Berlin zur Repräsentantin der Community. Wie sie auf ihren Sieg reagiert hat, welche Projekte sie unterstützt und was sie für die diesjährige CSD-Saison plant, fragten wir sie im Interview

Gaby, du hast dich ja schon sieben Mal um den Titel beworben. Das ist ganz schön ausdauernd! Warum war dir das so wichtig? Natürlich nicht wegen der medialen Aufmerksamkeit – obwohl die auch schon sehr angenehm ist ... Ich stehe schon auch gerne im Mittelpunkt und ich habe definitv einen Kronengesicht (lacht). Aber vor allem hat es auch jedes Jahr wieder Spaß gemacht. Ich habe wunderbare Menschen und großartige Künstler*innen kennengelernt und einige davon sind sehr gute Freund*innen geworden. Es war auch jedes Jahr wieder eine Herausforderung, immer etwas neues zu zeigen.

Diesmal hat es geklappt ... Hat dich das überrascht? Ja! – Irgendwie war es wie in den letzten Jahren: Bis kurz vor der Verkündigung hatte ich das Gefühl „Diesmal klappt es wirklich!“ und als die Anmoderation anfing und das Herzklopfen als Hintergrundgeräusch eingespielt wurde, war der Gedanke „Es wird Prins Emrah, weil seine Flüchtlingsgeschichte so wichtig ist!“ Der Gewinn hat sich auch die Tage danach noch sehr surreal angefühlt.

Was hast du dem Publikum diesmal geboten? Hast du dir etwas Neues ausgedacht und deshalb gewonnen? Es kamen einige Zufälle zusammen, dass ich locker sein konnte und einfach Spaß hatte. Mein Community-Engagement hab ich z. B. einfach durch Namensschilder mit den Logos der verschiedenen Vereine an meinem ersten Outfit deutlich gemacht. Und ich habe bei meiner Show-Nummer mal auf jemand anderen gehört.

Wie haben die Leute auf deinen Sieg reagiert?
Ich habe unglaublich viele Glückwünsche bekommen. Die Leute freuen sich ehrlich mit mir und das ist eine wunderbare Bestätigung für alles, was ich mache.

Du machst ja einiges und engagierst dich. Welche Projekte unterstützt du? Ich arbeite ja schon über 20 Jahre in der AHA und als Cineastin bin ich schon viele Jahre dem Teddy Award sehr verbunden und dort ehrenamtlich aktiv. Außerdem habe ich aus langjähriger Unterstützung des Schwulen Museums und der Berliner Aids Hilfe vor ca. 2 Jahren eine feste ehrenamtliche Mitarbeit gemacht und habe als Schwester im Ruhestand natürlich immer noch engen Kontakt zum Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz. Und ich versuche, L-Support  zu unterstützen und bekannter zu machen. Denn auch bei Übergriffen und Gewalttaten sind Lesben und Bi-Frauen* viel zu oft unsichtbar. Und Probleme können wir nur lösen, wenn diese auch sichtbar sind. Und nur dann kann Opfern geholfen werden.

Ist die MISS*ter Wahl für dich etwas politisches? Oder geht es eher um die Show?
Für mich als „Community-Queen“ ist die Wahl sehr politisch. Aber natürlich ist es vor allem eine Show und es geht um gute Unterhaltung – sonst würden die KandidatInnen* Wahlkampfreden halten und die Abstimmung fände in Wahlkabinen statt. Manchmal darf es aber auch nur Show sein und manchmal kann man beides gut miteinander verbinden.

Was planst du als nächstes?
Ich bin sehr gespannt, was noch alles auf mich zu kommt. Ich werde mit anderen Berliner Tunten wie Brigitte Oytoy und Lana del Gay in meiner Heimatstadt Kiel eine fulminante Tuntenshow machen und auf der Benefiz-Party für den CSD Chemnitz sein. Außerdem wird es einen Abend von mir mit Gästen im Barbiche (6.7.) geben, ich werde beim Lesbisch-schwulen Stadtfest auf der Queeren Medien-Bühne (21.7.) und u. a. auch am Stand des CSD e. V. sein, beim CSD auf der Spree (26.7.) mit dem amtierenden Mr. Leather Berlin Jens Walker auf dem Boot des BLF (Berlin Leder Fetisch e. V.) und auch auch beim Dyke March (27.7.) bin ich wieder dabei. Und natürlich werde ich von Anfang bis Ende beim CSD mitlaufen und danach wahrscheinlich erstmal einen Wellness-Urlaub brauchen - Sponsoren dafür dürfen sich gerne melden. (lacht)

Deine Message an „die Community"?
Lasst uns sichtbar sein, vieltfältig und selbstbestimmt! Und lasst uns trotz aller Unterschiede gemeinsam eine geile Zeit haben!

Interview: fs

40. CSD, 28.07.2018
csd-berlin.de

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