Gesundheit

WHO: trans Personen bald nicht mehr als „geistig krank“ eingestuft

19. Juni 2018

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat angekündigt, dass „Transsexualität“ in Zukunft nicht mehr als Krankheit gelten soll. 

Im internationalen Krankheitenkatalog ICD („International Classification of Diseases“) ist „Transsexualismus“ bislang noch im Bereich psychischer Krankheiten und Verhaltensstörungen gelistet. Nicht mehr in der überarbeiteten Fassung, dem ICD 11, den die WHO gestern vorstellte, und der den aktuell geltenden ICD 10 ab 1. Januar 2022 ersetzen wird.

Diagnosen in Zusammenhang mit trans* Identitäten sollen im Kapitel über psychische Krankheiten zukünftig nicht mehr vorkommen. Stattdessen wird „Gender Incongruence“ (Nicht-Übereinstimmung des Geschlechts) in einem neu zusammengestellten Kapitel über sexuelle Gesundheit behandelt werden.

Das Netzwerk Transgender Europe (TGEU) begrüßte den Schritt als „historische Errungenschaft“ der globalen trans Community. Einer langen Geschichte von „sogenannten Konversionstherapien, erzwungener Medikalisierung, erzwungener Hospitalisierung und Sterilisation“ von trans* und gender-diversen Personen werde damit hoffentlich bald ein Ende gesetzt.

Der Bundestagsabgeordnete und Sprecher für Queerpolitik der Grünen, Sven Lehmann, sprach von einem „Meilenstein für Menschenrechte“ und einem „wichtigen Beitrag zur psychischen Gesundheit“. 

Problematisch sei allerdings, dass im ICD 11 eine Diagnose für trans* Kinder vor der Pubertät eingeführt werden soll. „Das kritisieren wir scharf, denn Kinder brauchen keine aufgezwungenen diagnostischen Prozesse, sondern ein akzeptierendes Umfeld, das sie in ihrem So-Sein annimmt und stärkt.“

Die deutsche Regierung solle die Entscheidung der WHO zum Anlass nehmen, endlich das so genannte „Transsexuellengesetz“ abzuschaffen und durch ein Gesetz zur geschlechtlichen Selbstbestimmung zu ersetzen.

Auch die Bundesvereinigung Trans* (BVT*) forderte die Bundesregierung erneut zum Handeln auf. „Bislang sind transgeschlechtliche Menschen in Deutschland gezwungen, sich als psychisch krank diagnostizieren zu lassen, um den Zugang zum Gesundheitssystem zu bekommen, aber auch um Vornamen bzw. Personenstand nach dem TSG ändern zu wollen,“ sagte Annette Güldenring, Vorstandsmitglied des BVT*. Es brauche ein einfaches und transparentes Verfahren zur Änderung des Personenstands und des Vornamens auf der Basis von Selbstbestimmung. Außerdem müsse ein uneingeschränkter Zugang zum Gesundheitssystem für alle geschlechtlich non-konform lebenden Menschen sichergestellt werden.

fs

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