Datenschutz

Was bedeutet die DSGVO für Gay-Dating-Apps?

20. Juni 2018
Eric Silverberg

Es wird wohl kaum jemanden geben, der in den letzten Wochen nicht mit Hinweisen zur Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zugespamt wurde. Seit 25. Mai gelten EU-weit neue Regeln, die die unterschiedlichen Datenschutzpraxen in den EU-Ländern vereinheitlichen sollen. Viele DatenschützerInnen begrüßen die neue Transparenz im Umgang mit Daten. Doch laut einer von European netID Foundation in Auftrag gegebenen Studie glauben lediglich 17 Prozent der Menschen in Deutschland, dass ihre Daten jetzt sicherer sind.

Was bedeutet die Verordnung denn nun konkret? Etwa für den Bereich der Gay-Dating-Apps, wo man einen sehr deutlichen digitalen Fußabdruck hinterlässt?

Maximillian Moll fragte bei Eric Silverberg, Gründer der Gay-Dating-Plattform Scruff, nach. Die App wird, laut Webseite des Unternehmens, weltweit von über 12 Millionen Männern genutzt

Eric, welche Neuerungen hat die Datenschutzgrundverordnung für den Bereich der Gay Dating Apps gebracht? Bei Scruff freuen wir uns über die Richtung, in die die EU die Tech-Industrie mit Maßnahmen wie der DSGVO führt. Dadurch können europäische User aller Apps erwarten, dass ihre Daten nicht überraschend übertragen oder verkauft werden. User können ihre Daten korrigieren, herunterladen und löschen. Es ist wichtig, dass unsere Mitglieder Kontrolle über ihre persönlichen Informationen erhalten. Das ist jetzt gegeben. Egal ob du schwul, bi, trans, queer oder hetero bist, Zugang zu und Kontrolle über deine persönlichen Informationen und Daten ist ein Menschenrecht.

UserInnen sind verunsichert, wenn Nachrichten über Datenverkauf die Runde machen. Grindr hat persönliche Daten wie den HIV-Status an Dritte weitergegeben. Wie kann so etwas passieren? Wir teilen die Überraschung und Frustration von Usern, die erfahren mussten, dass eine App ihren HIV Status an Werbetreibende verkauft hat. Dies ist bei uns undenkbar. Wir verbringen unsere Zeit nicht damit, den letzten Euro aus einer winzigen Bannerwerbung am unteren Rand des Displays durch Handel mit persönlichen Daten herauszupressen.

Wie geht ihr das Thema Datensicherheit an?
Wir kennen die Empfindlichkeit von Daten wie HIV Status, sexuelle Orientierung und Ortungsinformationen und wir wissen, dass solche Informationen gegen Mitglieder unserer Community verwendet wurden. Wir würden solche Informationen niemals mit Werbetreibenden teilen. Es wird sich viel Mühe damit gemacht, die Ortung von Mitgliedern in Ländern unmöglich zu machen, in denen es gefährlich oder illegal ist, schwul, bi oder trans* zu sein. Alle Mitarbeiter oder Vertragspartner sind darin geschult, unser Network mit begrenztem Zugang zu empfindlichen Daten zu nutzen. Letztendlich sind Datensicherheit und Datenprivatheit eine Folge von miteinander verknüpften Entscheidungen – seitens derjenigen Menschen, die die Integrität, den Charakter und die technischen Fähigkeiten besitzen, eine App privat und sicher zu machen.

Interview: Maximilian Moll

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