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Dragstreet Boyz: „Viele wünschen sich mehr Kings auf der Bühne“

5. Juli 2018
Too cool for school: Die Berliner Dragstreet Boyz

Für die Dragstreet Boyz geht es aufwärts: Nachdem sie sich in der „queeren Blase“ Berlins schon einen Namen gemacht haben, performen sie am 29. Juli beim ersten Bushwig-Festival Berlin neben Drag-Größen wie Sasha Velour oder Hungry. 

Wir sprachen mit ihnen über die befreiende Wirkung von Drag und die noch kleine Dragking-Szene in Deutschland

Ihr habt diesen wunderbaren Namen, Dragstreet Boyz. Wie sehr inspirieren euch eure Namensvetter, die Backstreet Boys?
General Queer:
Ich mag eigentlich gar keine Boybands. Großes Bekenntnis. Wir dragen wir uns viel zu gerne auf, um nur Boyband-Männlichkeiten zu performen. Da kommt der Bart ins Spiel und Boybands sind ja so bartlose Milchbubis.
Caine Panik:
Wir sind nicht die, die so richtig toxische Maskulinität darstellen – wobei das auch schon vorkommt. Das geht auch gar nicht anders bei Boybands. Wir versuchen das immer zu brechen und zu queeren.
Roy L. T*:
An Dragkings wird oft ein politischer Anspruch gestellt. Aber die Leute gehen bei uns vor allem auf Boyband ab. Wir traten zum 40. Geburtstag im SchwuZ auf und die Leute griffen auf die Bühne und wollten uns anfassen. Das ist total konträr für mich. Da performen wir eine Männlichkeit, die in queeren Kontexten kritisiert und bekämpft wird. Aber wenn wir sie auf eine bestimmte Art performen, wird das gefeiert. Ich hab das Gefühl, wir sind eine Art „guilty pleasure“. (alle nicken und lachen)

Ihr könnt euch als Kings ein Verhalten erlauben, von dem weiblich sozialisierte Personen eigentlich gelernt haben, dass es tabu sei. Fühlt sich das nicht auch sehr gut an?
General Queer:
Ja. (Lachen)
Clark Pennt:
Drag hat für uns alle verschiedene und sehr persönliche Bedeutungen. Mir macht es Spaß, mich auf der Bühne mehr in die Richtung meiner wirklichen Identität auszuleben – auch wenn ich in Drag nicht hundertprozentig die Person bin, die ich sein möchte.
J on Fire:
Für mich war gerade am Anfang empowernd, überhaupt auf die Bühne zu gehen. Zu spüren, dass es okay ist, dort zu stehen.
Tom Soja:
Dragking zu sein wird immer mehr Teil von mir. Ganz viele Sachen, die ich für den Dragkleiderschrank gekauft habe, sind auf einmal im Alltagskleiderschrank gelandet. Oder ich traue mich jetzt auch mal mit einem gemachten Bart zur Arbeit zu gehen.

Ihr seid sechs der wenigen Dragkings in Deutschland. Im Vergleich zu Dragqueens eine sehr kleine Szene.
Caine Panik:
Es gibt einfach nicht so eine Lobby. So etwas wie RuPaul‘s Drag Race gibt es für Kings nicht. Deswegen kommen die meisten Leute erst gar nicht auf die Idee, dass es Dragkings überhaupt gibt.
Roy L. T*: Ich kenne schon einige Kings. Aber wir sitzen jetzt auch nicht ständig zusammen und planen die nächste Dragking Night. Dafür sind Kings zu wenig in die Strukturen der Drag-Szene eingebunden. Und das hat bestimmt auch mit struktureller Diskriminierung von Frauen*LesbenTrans*Inter zu tun.
J on Fire: Ich glaube aber trotzdem – und das haben wir im Zuge unserer Performances in den letzten zwei Jahren gesehen – wenn Kings auftreten, wird das total gut angenommen. Viele wünschen sich mehr Kings auf der Bühne.

Interview: Clara Woopen


Nächste Auftritte der Dragstreet Boyz:

Sommerfest Jugendnetzwerk Lambda, 06.07., 18:00, Sonnenburger Str. 69

Trash Deluxe, 14.07.,20:00, Toast Hawaii

Bushwig Berlin, 29.07., Ipse

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