Verein Queerschläger Glitterati

Queer und Schießsport: wie passt das zusammen?

17. Juli 2018 fs
Bild: Verein Queerschläger Glitterati

Billie, ihr seid ein Schießsportverein für LGBTI*. Was kann man sich darunter vorstellen? Schießstände sind Orte, an denen heteronormative Vorstellungen und Mackergehabe oft unwidersprochen bleiben. Wir wollten in diesem Sport einen Raum für queere Menschen schaffen – eine respektvolle Trainingsatmosphäre, in der alle den Sport möglichst frei von Vorurteilen ausüben können.

Wie läuft das Training ab? Wir trainieren auf einem Schießplatz in Wannsee, mieten eine oder zwei Bahnen und schießen abwechselnd. Wir trainieren mit verschiedenen Waffen: Pistole und Revolver, aber auch Langwaffen wie Büchse, Schrotflinte oder Kleinkalibergewehr, wie Du es vielleicht vom Biathlon kennst. Es gibt Disziplinen, bei denen es fast ausschließlich auf Präzision ankommt, bei anderen spielen auch Geschwindigkeit und Timing eine Rolle. In einigen Disziplinen hat man für einen Schuss eine Minute Zeit, in manchen gerade mal zwei Sekunden.

„Bei unserem Training sind Waffen kein Symbol für Macht“

Wie passen Queerness und der Gebrauch von Waffen zusammen? Wir benutzen Waffen und Munition und die kaufen wir bei den gleichen Firmen, die auch Kriegswaffen herstellen. Waffen gibt es eben nicht bio und fair. Damit unterstützten wir natürlich eine mehr als problematische Industrie und Lobby. Aber auch das queere Fussballteam, dessen Trikots in einem Sweatshop gefertigt werden, würde man für die Herkunft der Trikots kritisieren aber nicht sagen: Ihr seid jetzt nicht mehr queer. 

Bestimmt seid ihr oft mit Bildern über Schießsport konfrontiert. Etwa, dass der „Spaß an Waffen“ etwas sehr Hetero-männliches ist... Klar, deswegen haben wir uns ja gegründet. Ich zitiere mal eine unserer Anzeigen: „Schiesssport hat beim Queerschläger Glitterati e.V. nichts mit ‚Männlichkeit‘ zu tun. Erst innere Ruhe, Feingefühl am Abzug und Fokus auf das Hier und Jetzt lassen einen Schuss präzise und entspannend werden.“ 

Aber findet ihr nicht, dass das Klischee auch stimmt? Waffen sind und bleiben nun mal ein Symbol für Gewalt... Das ist ja oft noch untertrieben: Waffen sind vielerorts mehr als nur Symbole für Gewalt und Dominanz, sie sind ein Teil von unterdrückerischen und mörderischen Machtstrukturen. Den Unterschied zwischen Sport und Gewalt macht also die Frage nach den Machtverhältnissen. Bei unserem Training sind Waffen nicht Teil eines Machtsystems und auch kein Symbol dafür, sondern Sportgeräte.

Warum braucht es dann einen extra Verein für LGBTI*? Viele haben uns schon rückgemeldet, dass sie sich über uns freuen, da sie selber mal Schießsport betrieben, aber es dann aufgegeben haben, weil sie sich in ihren Vereinen nicht wohlfühlten. Wir schaffen auch Sichtbarkeit: bei jeder Teilnahme an einem Wettkampf sind wir in der jeweiligen Wertungsliste zu sehen. Allerdings hatten wir uns auf viel mehr Ablehnung eingerichtet. Es ist eher putzig, wenn man auf dem Schießstand gefragt wird: was bedeuten denn die vielen Buchstaben in eurem Vereinsnamen?

Queerschläger Glitterati – Schiesssportverein für LGBTQIA+ e. V.

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