Gesundheit

Jens Spahn: PrEP auf Kasse soll kommen

20. Juli 2018

Im Vorfeld der vom 23. bis 27. Juli stattfindenden 22. Internationalen AIDS-Konferenz in Amsterdam gab es gute Neuigkeiten: Die gesetzlichen Krankenkassen sollen, laut Gesundheitsminister Jens Spahn, die Kosten für die HIV-Prophylaxe in einigen Fällen übernehmen. Für Menschen „mit erhöhtem HIV-Infektionsrisiko“ soll ein gesetzlicher Anspruch auf Medikamente sowie auf medizinische Begleitung geschaffen werden. Das erklärte Spahn gegenüber dem „Deutschen Ärzteblatt“. Noch in diesem Monat wolle er eine entsprechende Initiative auf den Weg bringen.

Die Deutsche AIDS-Hilfe begrüßte das Vorhaben des Ministers. Winfried Holz vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe bezeichnete es als einen „Meilenstein für die HIV-Prävention in Deutschland.“ Die Kassenfinanzierung werde Menschen den Schutz durch die Präexpositions-Prophylaxe (PrEP) ermöglichen, denen er sonst aus Kostengründen oft verwehrt bleibt, und damit viele Infektionen verhindern. Menschen mit geringem Einkommen seien vom Zugang zur PrEP bisher „praktisch ausgeschlossen“.

Schätzungsweise 5.000 Menschen lassen sich bisher die PrEP verschreiben, laut einer Studie der Universität Essen sind dies aber überwiegend Besserverdienende. Nicht wenige Menschen beziehen die Medikamente momentan kostengünstiger aus dem Ausland, so die Deutsche AIDS-Hilfe. Das bedeute auch, dass sie die PrEP teils ohne ärztliche Begleitung einsetzen. Eine neue Regelung zur Finanzierung durch die Kassen sei auch deshalb „fachlich geboten und dringend notwendig.“ Darüber hinaus sei es sinnvoll, für Menschen „mit erhöhtem Risiko“ regelmäßige Untersuchungen auf Geschlechtskrankheiten durch die Kassen zu übernehmen, auch ohne PrEP und wenn keine Symptome vorliegen.

Erst gestern wies die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in einer Pressemitteilung auf die steigende Zahl der sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) in Deutschland und Europa hin. Während sich Männer, die Sex mit Männern haben, häufiger als der Bevölkerungsdurchschnitt mit Syphilis infizierten, sei unter heterosexuellen jungen Frauen und Männern die Chlamydien-Infektion weit verbreitet.

Sven Lehmann, Sprecher für Queerpolitik der Grünen Bundestagsfraktion, äußerte sich in einem heute veröffentlichten Statement zur Ankündigung des Gesundheitsministers wie folgt: „HIV & AIDS haben das Sexleben vieler Menschen grundlegend verändert. Kondome, Therapie und PrEP haben wiederum die Lust gerettet. Deswegen ist es längst überfällig, die HIV-Prophylaxe PrEP gesetzlich über die Krankenkassen abzusichern. Sich vor HIV wirksam schützen zu können darf nicht vom Geldbeutel abhängen.“

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