Szene

Die neuen Betreiberinnen der Ex-Marianne: „Wir sind der Kiez“

25. Juli 2018
Das neue Team der Ex-Marianne, v.l.n.r.: Emmillie Czizikowski, Betti Czizikowski, Houda Moussa, Esra Yapça, Yordanos Afewerki

Die Marianne ist ab sofort in neuen Händen. Auch ein neuer Name soll gefunden werden. Wir fragten die Betreiberinnen nach ihrem Konzept für die queere Bar.

Die alte Marianne in Kreuzberg hat noch keinen neuen Namen, aber neue Betreiberinnen. Ein sechsköpfiges Frauenkollektiv aus dem Kiez übernimmt die queere Bar. Zur Zeit wird noch renoviert, darum laden die Betreiberinnen am 27.07. im Anschluss an den Dyke* March zur Baustellenparty. Dort dürfen Gäste auch ihren Vorschlag für einen neuen Namen der Ex-Marianne abgeben. Die offizielle Eröffnung soll dann im September stattfinden

Ihr bezeichnet euch als Kollektiv. Wie habt ihr euch gefunden? Emmillie: Vier von uns sind seit ein paar Jahren Arbeitskolleginnen in einem anderen Gastrogeschäft. Ich habe von der Bewerbung über eine Freundin erfahren und bin dann zu Esra und Yordanos gegangen und hab gesagt, ‘guckt mal, die Marianne wird ausgeschrieben, das machen wir jetzt!’. Wir hatten 48 Stunden Zeit eine Bewerbung dafür zu schreiben und das haben wir gemacht, Nägel mit Köpfen, und sind damit sofort in die zweite Runde gekommen. Yordanos: Ausgeschrieben wurde die Marianne von der Genossenschaft Schoko. Sie sind unsere Vermieter*innen und wir arbeiten zusammen, wenn sie Veranstaltungen haben. Ihr Wunsch und Teil der Ausschreibung war, dass wir eine Tür zu der Schokofabrik sein sollen, aber auch einen neuen anderen Wind hier reinbringen.

Wie sieht euer Konzept aus? Esra: Wir werden ein Café, Bistro, Bar sein. Morgens Frühstücksangebot, Mittags einen Mittagstisch, Kaffe und Kuchen am Nachmittag und abends soll es übergehen in eine Bar. Yordanos: Wir wollen auf die Preise achten, so dass Frühstück und Mittagstisch für alle zugänglich sind. Außerdem werden wir queerfeministische Veranstaltungen machen, antirassistisch und kiezbezogen. Wir wollen besonders ein queeres Publikum ansprechen, da wir selbst in der Szene sind und merken, dass diese Räume in Kreuzberg nach und nach zugemacht werden. Emmillie: … und es auch immer zu wenige gab. Unsere Zielgruppe sind Frauen*, Queers, BPoC-Frauen* und  trans* und inter* Personen. Houda: Und wir wollen den Austausch fördern. Esra: Genau, den Austausch zwischen den unterschiedlichen Generationen und Kreisen, die sonst oft nicht miteinander in Berührung kommen. Wir wollen uns mit Leuten verbünden, die sich mit den Problematiken wie Gentrifizierung auseinander setzen. Deswegen laden wir auch die Nachbarschaft dazu ein, den Raum mitzubenutzen.

Was verbindet euch mit dem Kiez? Yordanos: Wir lieben diesen Kiez. Esra: Wir sind der Kiez! Emmillie: Wir kommen von hier. Der Großteil von uns ist in Kreuzberg geboren und aufgewachsen und die anderen wohnen hier seit über 15 Jahren. Das ist schon unser Dorfplatz.

Es gibt noch einiges zu tun im Laden, macht ihr alles selbst? Emmillie: Wir sind auf Soli-Unterstützung angewiesen, aber es funktioniert eigentlich ganz gut. Heute kamen fünf Menschen vorbei, die mir Lichterketten gebracht haben. Yordanos: Und unsere Freundinnen unterstützen uns, bauen den Tresen, helfen beim malern. Wir kriegen Tische geschenkt, Holz, Werkzeug, Beratungen.

Was passiert auf der Baustellenparty am 27. Juli? Emmillie: Wir haben ein 1A DJane line up, die Party beginnt um 20 Uhr und wir hoffen, dass nach dem Dyke* March, die Leute aus purer Neugierde erst einmal zu uns kommen und dann hier verharren. Esra: Wir hoffen bei der Gelegenheit auf die ein oder andere Spende. Aber die Baustellenparty ist auch eine Namensfindungsparty. Unser Wunsch an die Partygäste ist, dass sie Vorschläge machen.

Interview: Leila van Rinsum

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