Aktion

Sachsen: Stopp den Mob – sächsischer Landesvertreter nimmt 36.000 Unterschriften entgegen

31. Aug. 2018
Bild: SIEGESSÄULE
Rund 1.000 Menschen demonstrierten heute bei der Kundgebung „Sachsen: Stopp den Mob" für eine offene und liberale Zivilgesellschaft und gegen einen Rechtsruck

Wut und Entschlossenheit, das waren die vorherrschenden Gefühle der um die 1.000 Menschen, die Freitag nachmittag an der Kundgebung „Sachsen: Stopp den Mob“ vor der sächsischen Landesvertretung in Berlin teilnahmen. Wut über die Untätigkeit der sächsischen Landesregierung, die samt sächsischer Polizei nicht nur bei der rechten Demo in Chemnitz am Montag dieser Woche versagte, sondern schon seit vielen Jahren auf dem rechten Auge viel zu blind sei. Und Entschlossenheit, dem als Zivilgesellschaft etwas entgegenzusetzen.

Redner und Rednerinnen der Amadeo Antonio Stiftung, von Lesben gegen Rechts, dem Bündnis #unteilbar und der Antifa beschworen die Anwesenden, nicht mehr länger zuzusehen, wie sich ein Rechtsruck in Deutschland etabliere und sich rechte Gewalt auf der Straße ausbreite. „Es ist 5 nach 12", so der Redner vom Bündnis #unteilbar. Querverlag-Verlegerin und Aktivistin Ilona Bubeck erklärte gegenüber SIEGESSÄULE für Netzwerk Lesben gegen Rechts: „Uns war es heute wichtig, hier zu sprechen, weil wir uns sichtbar machen wollen. Lesben sind in etlichen linken politischen Bereichen aktiv, und werden nie als Lesben wahrgenommen. Mir war es wichtig, heute hier auch feministische Standpunkte deutlich zu machen.“

Der freie Journalist und SIEGESSÄULE-Kolumnist Dirk Ludigs hatte kurzfristig zu dieser Aktion aufgerufen. Begleitet wurde der Aufruf zur Kundgebung von einer Online-Petition, adressiert an die sächsische Landesregierung: „Wir fordern die Sächsische Landesregierung auf, endlich mit aller Härte den Rechtsstaat in Sachsen wiederherzustellen, alle Menschen aller Hautfarben, Religionen, geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen und ihre Institutionen in Sachsen gegen Gewalt zu schützen und gegen Rechtsradikalismus, Rassismus und Fremdenhass mit aller Entschiedenheit vorzugehen.“

Im Rahmen der Kundgebung wurde die Petition mit 36.000 Unterschriften an Erhard Weimann, Staatssekretär in der Sächsischen Staatskanzlei, übergeben. Dieser solidarisierte sich in einem kurzen, emotionalen Redebeitrag mit den Anliegen der Demonstration unter Verweis darauf, dass sein eigener Vater noch drei Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges von den Nazis erschossen werden sollte und er heute nicht hier stehen würde, wäre diesen Menschen damals nicht Einhalt geboten worden.

SIEGESSÄULE fragte beim Veranstalter Dirk Ludigs nach:

Dirk, was bedeutet dir diese Veranstaltung heute?

Ich bin von den Emotionen überwältigt, ich habe die Kundgebung am Dienstag spontan angemeldet und mir gesagt, wenn drei Leute kommen, dann sind das mehr als niemand und jetzt sind es 1.000 geworden, es haben 36.000 die Petition unterschrieben, der Staatssekretär, die Medien waren da. Mehr kann man in drei Tagen nicht machen. Und es zeigt mir, dass diese Zivilgesellschaft funktioniert, dass sie stark ist, wenn sich Menschen für sie einsetzen.

Der Vertreter der sächsischen Landesregierung, Erhard Weimann, sagte gerade, er unterstütze die Kundgebung mit ganzem Herzen, nimmst Du ihm das ab?

Ich nehme ihm das persönlich ab, er wäre sonst wahrscheinlich nicht gekommen. Ich fand auch seine Rede berührend, und ich glaube, es gibt auch in der sächsischen Landesregierung Menschen, die diese Demokratie ernst nehmen.
Aber sie müssen jetzt Taten den Worten folgen lassen.

Demos sind wichtig, reichen aber nicht aus. Was muss noch passieren?

Ich glaube, dass ganz wichtig ist, dass wir, die wir diese Demokratie lieben, uns engagieren. Jeder und jede sollte sich ein einziges Thema außer den eigenen Problemen suchen, und wenn das die LGBT-Arbeit ist oder die Flüchtlingsarbeit oder ein anderes Thema, und dann sind wir zusammen ein Netzwerk, das diese offene Gesellschaft stärkt.

Am Donnerstag Abend hatten sich bereits Tausende Menschen an einer Demonstration gegen Rassismus und Rechtsextremismus in Berlin eingefunden. Unter dem Motto „Ob Chemnitz oder Neukölln: Auf die Straße gegen rechte Gewalt“ zogen laut Polizei um die 5000 Menschen durch Neukölln. Die VeranstalterInnen, darunter die Neuköllner Bezirksvertretung der Partei Die Linke sowie das Aktionsbündnis #NoBärgida, gingen sogar von bis zu 10.000 Teilnehmenden aus.

Gudrun Fertig, Jan Noll, Franziska Schulteß

Hier zur Petition von Sachsen: Stopp den Mob bei change.org

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