Kommentar

Einfach extrem nicht-heterosexuell! Zum vermutlichen Tod von Daniel Küblböck

14. Sept. 2018
Bild: © Wikimops, CC BY-SA 3.0
Daniel Küblböck © Wikimops, CC BY-SA 3.0

Jurassica Parka über Daniel Küblböck und den Hass, der über queere KünstlerInnen in der Öffentlichkeit ausgeschüttet wird

„Dann ist die Schwuchtel eben tot, war sowieso ne evolutionäre Sackgasse. Überall diese scheiß Tunten, könnte nur noch kotzen.” Solche Kommentare finde ich unter Artikeln, die den vermeintlichen Tod von Daniel Küblböck besprechen. Das macht mich traurig und schrecklich wütend. Nicht nur, dass der Tod eines jungen Menschen als richtig oder egal bewertet wird – so viel aggressive Homophobie habe ich schon lange nicht mehr lesen müssen. Schnell dahingerotzte Entwertung eines wahrscheinlich im Meer ertrunkenen Menschen. Daniel Küblböck … fand ich den eigentlich gut oder doof? Drei Dinge fallen mir sofort zu ihm ein: Drittplatzierter bei DSDS, Gurkenlaster-Unfall und Kakerlakensarg. Das soll also von ihm übrig bleiben? Nee, lieber Springer Verlag, den Gefallen tue ich dir nicht!

Also: Zumindest ein Teil der Öffentlichkeit liebte ihn für seine unverkrampfte Queerness. Eigentlich hat er das nie wirklich zum Thema gemacht. Er war einfach extrem nicht-heterosexuell! Auf eine merkwürdig unprätentiöse Art. Er wirkte unschuldig. Okay, wenn ich jetzt nochmal drüber nachdenke, ich mochte ihn. Es gab schon immer wenig herzliche Menschen in den Medien, er gehörte dazu. Und trotzdem wurde er verachtet. Hergenommen für Hass und Häme. Über ihn wurde gelacht und gehetzt.

Was macht das mit einem offen queer lebenden Künstler? So auf Dauer. Der Umgang mit Hate Speech gehört zum Job. Leider. Gerade auf YouTube werde ich selbst oft aufs Gröbste angegriffen. Das fängt an mit „Boah, wie hässlich bist du denn?”, geht weiter mit „Ich kotze, wenn ich so ein Ding sehe, scheiss Schwuchtel” und endet bei „Brennen soll die Transefotze”. Ich behaupte mal, dass mich das nicht berührt. Wirklich, es macht nichts mit mir. Kann das sein? Bin ich so abgestumpft, so übersättigt vom mir entgegengebrachten Hass, dass ich das teilnahmslos hinnehme? Die Seele ist ein still leidendes, unsichtbares Organ, um das sich gekümmert werden muss. Deshalb renne ich ja auch jede Woche zum Seelenklempner. Schon mal gut. Manchmal werde ich auf der Straße angepöbelt, wenn ich im Fummel aufs Taxi warte. Da rufen Halbwüchsige Worte wie „Schwanzlutscher” und lachen mich aus. Das verletzt mich sehr. Ich bin dann wie gelähmt, sprachlos. Es sind nicht die Schimpfworte, es ist die Verachtung in den Augen, die mich fertig macht.

Aber keine Sorge! Mein Job gibt mir so viel zurück, den Hass von ein paar Idioten kann ich ertragen. Meine Oma hat immer gesagt: Jedem Tierchen sein Plaisierchen. Ich versuche irgendwie, nach diesem Motto zu leben. Klappt natürlich nicht immer, man ist ja auch nur Mensch. Abschließend darf ich aber sagen: Ich bin sicher, die Natur hat uns Queers unter anderem deshalb erfunden, damit wir Kunst machen und den gesellschaftlichen Diskurs vorantreiben. Wir sind verehrenswert und verachtensanfällig. Manchmal verzweifeln wir daran, manchmal beflügelt es uns.

Wie es in dir aussah, Daniel Küblböck – niemand wird es mehr herausfinden. Aber schön, dass du da warst.

Jurassica Parka

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© Jurassica Parka / Jaycap Photography

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