Film

Schwule Liebe im Profifußball: Das Drama „Mario“ über ein Tabu!

17. Okt. 2018
© Pro-Fun Media

Profifußball gilt immer noch als einer der gesellschaftlichen Bereiche, in denen Homosexualität tabuisiert ist. Daran änderte auch das Outing eines Thomas Hitzlsperger vor ein paar Jahren kaum etwas. Mit „Mario“ vom Schweizer Regisseur Marcel Gisler („Die blaue Stunde“, „Electroboy“) kommt ein Film in die Kinos, der eine schwule Liebe im Fußball porträtiert.

Er erzählt vom Coming-out, aber auch der Verleugnung eines Nachwuchsfußballers. Mario, gespielt von Max Hubacher, ist der Sohn eines ehrgeizigen Vaters, der alles daransetzt, seinem Jungen eine Profikarriere zu ermöglichen. Das gemeinsame Ziel: der Aufstieg aus der U21 (unter 21-Jährige) in die Profiliga. Die Chancen stehen gut, bis die Schweizer Mannschaft einen neuen Stürmer aus Deutschland bekommt. Leon (Aaron Altaras) ist gut aussehend, ein begabter Spieler – und schwul, hält das aber geheim. Als die beiden eine gemeinsame Spielerwohnung beziehen, kommt es zu einem ersten Kuss, schon bald sind sie Lover.

Doch es spricht sich herum, dass die beiden etwas miteinander haben. Mario wird zum Mannschaftsmanager zitiert. „Es gibt Dinge, die gehen nicht im Fußball: Drogen, Sex mit Minderjährigen, Schwulenzeug“, droht er Mario ganz unverhohlen. Und auch sein Trainer steht anfangs kaum hinter ihm: „Man spielt nicht in derselben Mannschaft und vögelt miteinander – entweder ihr wollt Profis werden oder nicht, da müsst ihr euch entscheiden.“

Als die Wahrheit über die Beziehung der beiden im Team die Runde macht, leidet zeitweise Marios Spielerperformance. Ein anderer Spieler erpresst ihn, fordert, dass er und Leon ihm doch mehr Pässe zuspielen sollen. Zu all dem kommt noch, dass Mario sich seinem Vater offenbart – doch der zeigt zunächst kaum Verständnis für die Gefühle seines Sohns.

„Mario“ ist ein Film, der völlig ohne Süßlichkeit auskommt. Manches mag vielleicht etwas überzogen sein, etwa wenn der Vater einen anonymen Drohbrief erhält oder wenn es zu einer Art „Showdown“ mit den anderen Spielern in der Mannschaftskabine kommt. Der Film ist dennoch eine sehr sehenswerte, sich langsam auffächernde Anklage gegen das Leugnen und Totschweigen.

Ein wenig erinnert „Mario“ in seiner Machart an den deutschen Spielfilm „Freier Fall“ von 2013, darin geht es um zwei schwule Polizisten und die repressive Stimmung bei der Polizei. Mario setzt sich schließlich durch in Deutschland, beim FC St. Pauli, allerdings hat der Erfolg einen hohen Preis – bezahlt mit Selbstverleugnung und einem Doppelleben. Gerne würde man erfahren, wie es mit Mario weitergeht, doch das erzählt der Film nicht mehr. Happy Ends sehen anders aus – wie im richtigen Fußballleben.

Michael G. Meyer

Mario,
CH 2018, Regie: Marcel Gisler, mit Max
Hubacher und Aaron Altaras,
ab 18.10. im Kino

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