Angriff auf trans* und inter* Rechte

„We wont be erased“ – Kundgebung vor der Berliner US-Botschaft

26. Okt. 2018

Eine schockierende Nachricht: Die US-Regierung unter Donald Trump erwägt ernsthaft, trans* und inter* Personen aus den Gesetzen zu löschen. Künftig solle das Geschlecht eines Menschen ausschließlich durch seine Genitalien und seine Chromosomen bestimmt werden. Das auf der Geburtsurkunde vermerkte Geschlecht solle außerdem im Laufe des weiteren Lebens nicht mehr veränderbar sein.

Dieser frontale Angriff auf die trans* und inter* Community würde schätzungsweise mehr als anderthalb Millionen Erwachsene und Jugendliche in den Vereinigten Statten direkt betreffen. Damit würde die soziale Benachteiligung und die seelische Belastung dieser bereits vielfach diskriminierten Menschen noch verschärft.

Allerdings ist das ein Alptraum mit Ansage. Seit seiner Amtseinführung haben Donald Trump und sein Vize-Präsident Mike Pence, ein evangelischer Theokrat und Befürworter der Konversionstherapie für Homosexuelle, aus ihrer wahren Gesinnung kein Geheimnis gemacht. Beide bilden die Speerspitze einer erzkonservativen, wissenschaftsfeindlichen Bewegung, die keine Hemmungen davor hat, die Errungenschaften der LGBTI-Gemeinschaft zunichte zu machen.

Im Februar 2017 hob Trump den Obama-Erlass zum Schutz von trans* Jugendlichen in der Schule auf. Gleichzeitig kündigte er an, seine Regierung werde trans* Menschen aus dem Militär verbannen. Auch dann, als er auf gerichtlichen Widerstand stieß, beharrte Trump unbelehrbar auf seinem Vorhaben. Außerdem ließ er, auf beinah orwellsche Weise, Begriffe wie „Diversity“ und „Transgender“ aus dem Wortschatz der US-Gesundheitsbehörde streichen. Diese Bezeichnungen haben im Neusprech der Alt-Rechten offenbar keinen Platz mehr. Doch damit nicht genug. Trumps transphobe Kampagne weitet sich auf die Vereinten Nationen aus. Auf sein Geheiß versucht dort die US-Delegation, das Wort „Gender“ aus den Texten diverser UN-Menschenrechtsdokumente zu entfernen. Indem er „gender-based violence“ durch „violence against women“ ersetzen will, nimmt er die Gefährdung zahlreicher trans* Menschen weltweit billigend in Kauf.

So ist das Hashtag #WontBeErased ins Leben gerufen worden. Dieses findet über die queere Community hinaus Anklang, und zwar nicht nur unter den vielen Protestierenden, die seit Bekanntgabe von Trumps Plänen vor dem Weißen Haus demonstrieren. Auch hier in Berlin wird es am kommenden Sonntag, den 28. Oktober, eine Demonstration gegenüber der US-Botschaft geben.

Dabei geht es, klar, um Solidarität – dass trans* und inter* Menschen einfach in Gesetzestexten „ausradiert“ werden sollen, ist nicht hinnehmbar. Wir sollten uns aber auch vor Augen halten, dass Trumps menschenrechtswidriger Feldzug gleichgesinnte Trittbrettfahrer außerhalb der USA dazu animieren wird, ähnliche Haltungen einzunehmen oder sie zu untermauern. Nicht nur etwa in Brasilien oder auf den Philippinen, sondern auch in der EU und nicht zuletzt hier in Deutschland gibt es leider genug populistische Poltergeister, die Trumps Vorstoß allzu gerne nachahmen würden.

Kundgebung: „Solidarität mit trans&inter Menschen in den USA & darüber hinaus“,
28.10., US-Botschaft in der Ebertstraße, ab
14:00


Michaela Dudley

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