Berlin

Razzia in schwulem Sexclub

16. Nov. 2018
Ajpnia

Am Mittwochabend wurden die Vereinsräume von Ajpnia e. V., ein sexpositiver Club für schwule Männer in Schöneberg, durch das Ordnungsamt, das Landeskriminalamt und die Bauaufsicht kontrolliert. Wie der Verein in einer Pressemitteilung am Donnerstag beschrieb, betraten um circa 22:00 über 20 Personen, darunter auch Polizeibeamte, die Räumlichkeiten unangekündigt und mitten in einer Veranstaltung. Die Konzession des Vereins wurde überprüft und die Gasträume vermessen. Mitarbeitern des Ajpnia fiel die Aufgabe zu, die anwesenden Gäste über den Einsatz zu informieren. 

Die Veranstaltung namens „Feierabend-Verkehr“ lief nach der Kontrolle zwar weiter. Frank Ludwig und Peter Günther, Vorstände von Ajpnia e. V., betonten jedoch in der Pressemitteilung, der Verein sei über die Art und Weise des Einsatzes, durch den auch die anwesenden Gäste gestört wurden, überrascht.

Ein Besucher des Ajpnia, der den Vorfall an diesem Abend miterlebte, berichtete gegenüber SIEGESSÄULE, einige der Gäste hätten danach eingeschüchtert den Laden verlassen.

Nicht nur das Ajpnia, auch andere queere, sexpositive Räume in Berlin haben momentan mit den städtischen Behörden, konkret mit undurchsichtigen Kontrollvorgängen und mit bürokratischen Auflagen der Ämter zu kämpfen. So muss etwa das Böse Buben, um den Vorgaben des Bau- und Stadtentwicklungsamts Schöneberg zu entsprechen, einen teuren Umbau auf die Beine stellen, um seine Räume am Sachsendamm halten zu können (SIEGESSÄULE berichtete). Der Quälgeist Berlin, der erst vor kurzem in eine neue Location gezogen ist, musste seinen Veranstaltungsbetrieb bereits vorübergehend einstellen. Grund: noch ausstehende Genehmigungen der Ämter (SIEGESSÄULE berichtete).

Ende März waren bereits mehrere Darkrooms im Nollendorfkiez geschlossen worden. Dabei hatten Polizei und Ordnungsamt mitten in der Nacht die Fetischbar Scheune in Schöneberg betreten und den Darkroom versiegelt. In diesem Fall wurden bauliche Verstöße gegen die Brandschutzverordnung als offizieller Grund angegeben. Im Interview mit SIEGESSÄULE betonte Jörn Oltmann, Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Stadtentwicklung und Bauen, dass der Brand in der Steam Works Sauna im Februar 2017, bei der drei Menschen starben, zu einer besonderen Sensibilität bezüglich des Brandschutzes in Darkrooms geführt habe. 

fs

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