SIEGESSÄULE Jahresrückblick

Die queeren Kultur- und Partyhighlights 2018

26. Dez. 2018

Was waren die besten queeren Parties, Filme, Bücher, Musikalben und Bühnenhighlights in diesem Jahr?


Die beste Party

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© Elliot Huges

1. „Boar“
2018 stieg zu Folsom Europe am 8. September erstmalig eine queere mixed-gender Cruising- und Dance-Party. Und diese Bezeichnung hatte sich die „Boar“ dann auch redlich verdient: Im Garten und auf den diversen Floors des Chalets tummelte sich eine bunte queere Crowd in euphorischer Harmonie

2. „Cocktail d’Amore“
Mit fast zehn Jahren auf dem Buckel versetzt diese House/Techno-Reihe ihre schwulen Fans ungebrochen in absolute Ekstase

3. „GentleWomansClub“
Zigarren, Whisky in Hülle und Fülle, glamouröse Crowd und elegante Electro-Sets – stilvoll Feiern wird hier großgeschrieben

4. „Night Shift“

Goth is back! Das beweist der queere Partyneuling im Urban Spree eindrucksvoll. Zu Dark-Wave-Mucke, Livekonzerten und Dragperformances tummelt sich hier eine illustre und düster aufgedonnerte Partycrowd

5. „Whole Festival“
Das in Europa bislang einzigartige queere Festival für elektronische Musik im Berliner Umland vereint die Partyreihen „Members“, „Lecken“, „Buttons“, „Horse Meat Disco“ u. a. in einer sommerlichen Outdoor-Utopie

Der beste Film

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© 20th Century Fox

1. „Shape of Water“
Eine junge Frau, die nicht sprechen kann, befreit mithilfe ihrer Schwarzen Arbeitskollegin und eines schwulen Freundes ein sexy Ungeheuer aus den Fängen eines patriarchalen Tyrannen. Klingt nach schrägem Indiekino, doch diese grandiose Phantasie über Solidarität zwischen Minderheiten war der Oscar-Abräumer 2018

2. „Call Me By Your Name“
Brillant inszenierte und gespielte schwule Liebesgeschichte, die so begeisterte, dass mittlerweile ein Sequel in Planung ist

3. „Climax“
Inspiriert von der queeren Voguing-Szene setzt einer der formal interessantesten Filme des Jahres auf die Kraft schwindelerregender Tanzeinlagen, während er eine Party zeigt, die in einem apokalyptischen Inferno endet

4. „I, Olga“
In eindringlicher Schwarz-Weiß-Optik zeichnet der Film das faszinierende Porträt einer lesbischen Außenseiterin und Mörderin

5. „I, Tonya“
Mit schönem tiefschwarzem Humor und einem kritischen Blick auf Gendernormen in der Eiskunstlaufwelt erzählt „I, Tonya“ von einem der größten Skandale der Sportgeschichte

Das beste Musikalbum

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© Anna Calvi

1. Anna Calvi: „Hunter“
Bereits mit ihren ersten beiden Alben wurde Anna Calvi zum Aushängeschild anspruchsvoller Indiependentmusik. Ihr Meisterwerk „Hunter“ – queerpolitisches Statement und persönliches Coming-out-Album zugleich – durchbrach 2018 die Schallmauer zum Post-Punk- und No-Wave-inspirierten Großereignis

2. „Chris“ von Chris(tine & The Queens)
Aus der französischen Electropop-Prinzessin Christine wurde Chris, der Superstar im Butch-Look. Ihr Album gab Popmusik endlich wieder einen Sinn

3. „Shannon In Nashville“ von Shannon Shaw
Die Musikerin der Queercore-Combos Hunx and His Punx und Shannon and The Clams veröffentlichte ein meisterhaft gesungenes Sixties-Retro-Soloalbum

4. „Dirty Computer“ von Janelle Monáe
Die R’n’B-Künstlerin schoss mit ihrem dritten Album ein Feuerwerk aus polysexuellen Partyjams und afrofuturistischem, feministischem Funk ab

5. „Siblings“ von Colin Self
Im Januar 2017 stellten wir den Wahlberliner als „Artist to watch“ vor, sein zweites Album beeindruckte durch brachiale Beats und engelsgleiche Harmonien


Das größte Bühnenhighlight

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© Bernd Uhlig

1. „L'Incoronazione di Poppea“ an der Staatsoper Unter den Linden
Hochtoupierte Perücken, gepuderte Gesichter, prachtvolle Kostüme … Diego Fasolis’ Inszenierung des frühbarocken Monteverdi-Meisterwerks ist die üppigste Produktion der letzten Opernsaison. Und eine gesangstechnische Herausforderung, da die Oper u. a. für Kastraten geschrieben wurde. Mit dabei: die Countertenöre Max Emanuel Cencic und Jochen Kowalski

2. „Ocaña, Königin der Ramblas“ an der Neuköllner Oper
eine gesungene, bewegende Hommage an den ikonischen spanischen Travestiekünstler Ocaña

3. „You are not the hero of this story“ im Studio
Eine bissige Infragestellung von Männlichkeit in der Asche der #metoo-Debatte. Mit fantastischen Dragkings à la Diane Torr

4. „The Last Goodbye – Vibrant Matter“ im HAU1
Mit dieser epischen Performance bewies der Belgier Benny Claessens einmal mehr, wie virtuos und unkonventionell er Theater queeren kann

5. „Dee-Frost Welt – Lieder“ im Tipi am Kanzleramt
ein berührendes Wiedersehen der beiden Berliner Diven

Das beste Buch

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© Sofie Amalie Klougart

1. „Der endlose Sommer“ von Madame Nielsen
Sprachgewaltig und unendlich berührend – die autobiografisch gefärbte Erzählung der genderfluiden Künstlerin Madame Nielsen gleicht einem Rausch. Die deutsche Übersetzung des 2014 auf Dänisch erschienenen Romans hat Nielsen hierzulande endlich und zu Recht einem breiten Publikum bekannt gemacht

2. „Hör auf zu lügen“ von Philip Besson
Die Geschichte seiner ersten eigenen Jugendliebe erzählt Besson mit derart viel Gefühl, dass man sprachlos zurückbleibt

3. „Die letzten Tage des Patriarchats“ von Margarete Stokowski
Was Feminismus heutzutage bedeutet, erklärt keine so gut wie die Stokowski

4. „Bluets“ von Maggie Nelson
Wie in der schnöden Farbe Blau eine ganze Welt stecken kann, das zeigt die Autorin und Queer-Theoretikerin Nelson

5. „Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber ...“ von Johannes Kram

Äußerst präzise legte der Nollendorfblogger oftmals verschleierte homophobe Denkmuster in Politik, Gesellschaft und Kultur offen

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