Szene

Schließung vorerst abgewendet: Hafen darf unter bestimmten Bedingungen weitermachen

14. Jan. 2019

Der Aufschrei war groß und er wurde gehört: Über 1000 Menschen feierten bei der Protestparty am 3. Januar gegen die drohende Schließung des Hafens an, nun ist der Vermieter offenbar doch verhandlungsbereit. Laut Hafen-Betreiber Ulrich Simontowitz gibt es das Angebot, den Pachtvertrag um ein Jahr zu verlängern – allerdings mit der Bedingung, dass nicht mehr Simontowitz sondern der langjährige Hafen-Mitarbeiter Sebastian Pagel offiziell die Räumlichkeiten des Ladens mietet. „Wir haben signalisiert, dass wir uns darauf einlassen“, sagt Simontowitz. „Mir geht es nur darum, dass der Hafen weiterlebt, und bei Sebastian ist er in guten Händen.“ (Text wurde am 15.01. nach einem Telefonat mit Ulrich Simontowitz geändert)

Unklar bleibt, wie es dann weitergeht. Hauptmieter der Hafen-Räume ist immer noch die Kneipe Tom’s Bar im selben Haus, laut Simontowitz könne der Hafen auf lange Sicht aber nur mit eigenem Hauptmietvertrag eine Zukunft haben. „Darauf hatten wir uns mit dem Eigentümer im letzten Februar ja eigentlich schon geeinigt“, sagt Simontowitz. „Deswegen war der plötzliche Räumungsbescheid ja so ein Schlag.“ Über die Gründe dafür gibt es bisher nur Gerüchte. Zunächst hieß es, ein benachbarter Gastronom aus der Szene wolle dort mit eigenem Laden neu starten und habe eine deutlich höhere Miete angeboten. Andere raunen, der Hauptmieter habe sich mit Simontowitz zerstritten, weil letzterer heimlich mit dem Eigentümer über einen neuen Vertrag verhandelt habe.

Simontowitz bestreitet das: „Wir haben immer mit offenen Karten gespielt.“ Eigentümer und Hauptmieter wollen sich zur Sache nicht äußern, im Moment verhandeln die Anwälte. Simontowitz ist milde optimistisch – gibt aber zu Bedenken, dass es sich bei dem jetzigen Angebot auch um eine Hinhalte-Taktik handeln könne. „Wir hoffen sehr, dass unsere Verhandlungspartner nicht nur abwarten wollen, bis sich die Empörung gelegt hat, um nach einem Jahr dann doch zu räumen.“ Umso wichtiger sei es, dass die riesige Welle der Solidarität aus der Community der letzten Wochen nicht einfach abebbt. „Es war unglaublich zu sehen, wie die Menschen hier für uns gekämpft haben“, sagt er. „Ich bin sicher, dass vor allem deshalb beim Eigentümer ein Umdenken eingesetzt hat.“

Daniel Sander

Ausführlicher Bericht zum Hafen
in der Februar-Ausgabe der SIEGESSÄULE

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