35 Jahre Siegessäule

Seit 35 Jahren ein schöner Grund zum Aufregen: Happy Birthday SIEGESSÄULE!

9. Apr. 2019

Im April 1984 erschien die erste Ausgabe der SIEGESSÄULE. Ihre heutige Verlegerin Manuela Kay gratuliert zum Geburtstag

Wichtige Teile, ja vielleicht sogar der wichtigste Teil meines Lebens werden diesen Monat 35 Jahre alt. Andere sind zugegeben etwas älter. Aber nicht nur Geschlecht, auch Alter ist ein soziales Konstrukt. Daher werde ich Alter künftig nur noch mit Sternchen dahinter schreiben. Denn schließlich stellen sich unter einer gewissen Anzahl von Jahren alle etwas anderes vor. So auch unter dem Alter 35*. So alt wird die SIEGESSÄULE diesen Monat. Derweil werde ich dann vielleicht irgendwas zwischen 30* und 55* Jahre alt sein.

Als sie im politisch-rebellischen Westberlin im April 1984 das Licht der Welt erblickte, war die SIEGESSÄULE schwul. „Das Monatsblatt für Schwule“ hieß das Baby. Das ging so lange, bis sie kurzzeitig mit einer anderen Zeitschrift zum bundesweiten Magazin Magnus fusionierte und nach mehreren Pleiten Mitte der 90er einen Neustart als das kostenlose „Schwule Berliner Stadtmagazin“ hinlegte.

Als ich 1996 die Chefredaktion (gemeinsam mit Peter Polzer) übernahm, wurde sie zum „Schwul/lesbischen Berliner Stadtmagazin“. Mit neuer Chefredaktion ab 2005 hatte die SIEGESSÄULE „Queer in Berlin“ als Untertitel. Und seit 2014, unter der jetzigen Chefredaktion, nennt sich das Biest „We are queer Berlin“. 2012 wurde die SIEGESSÄULE endgültig und für immer ein Teil von mir, als ich sie gemeinsam mit Gudrun Fertig verlegerisch übernahm und wir dafür den neuen Special Media Verlag gründeten.

Und queer ist sie wahrlich: Von linken Schwulen und Dragqueens (die in den 80ern noch Tunten hießen) gegründet, ist sie heute in lesbischer Hand und wird von einem leidenschaftlich engagierten und bunt gemischten Team gestaltet. Die SIEGESSÄULE war schon immer so queer im allerbesten Sinne des Wortes, dass sie sich nie darum scherte, was eine Homo-Szene von ihr erwartet. Zu lesbisch sei sie geworden, finden die einen. Zu viel schwule Präsenz, sagen andere. Zu politisch, finden die einen, zu unpolitisch, sagen andere. Zu wenig Schöneberg, wird gemeckert, oder zu viele trans* Themen, monieren wieder welche. Stets stand sie im Feuer der oft unbarmherzigen Kritik der Community, die zu ihrer Geburt noch Schwulenszene hieß und heute in LGBTQI+* aufgefächert ist. Nie geändert indes hat sich die Beachtung, die ihr geschenkt wird. Die Hauptsache an der SIEGESSÄULE scheint seit 35* Jahren doch zu sein, dass man sich so schön über sie aufregen kann.

Mit monatlich circa 50.000 Exemplaren ist die SIEGESSÄULE das auflagenstärkste Stadtmagazin in Berlin – als ein Medium, dessen Zielgruppe maximal 10 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Das muss man erst mal schaffen! Und mit 35* ist die SIEGESSÄULE auch nur 15* Jahre jünger als der Stonewall-Aufstand, der diesen Sommer sein 50. Jubiläum feiert! Alter ist relativ, Erfolg hingegen ein Gütesiegel. Und darauf können wir stolz sein! Happy Birthday, SIEGESSÄULE!

Manuela Kay

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