Konversionstherapien

Jens Spahn beruft Kommission zum Verbot von „Homo-Heilung“

10. Apr. 2019
Jens Spahn © BMG

Der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat eine Fachkommission einberufen, um Vorschläge für ein Verbot von sogenannten Konversionstherapien zu erarbeiten. Das gab das Bundesminsiterium für Gesundheit heute in einer Pressemitteilung bekannt. Die Kommission wird fachlich von der Bundesstiftung Magnus-Hirschfeld begleitet.

Zu zwei ganztägigen Workshops, die für Mai und Juni geplant sind, sollen neben Vertreter*innen aus Politik und Wissenschaft auch Opfer von Konversionstherapien und Institutionen aus dem Ausland, die mit gesetzlichen Verboten bereits Erfahrungen gesammelt haben, eingeladen werden. Laut Spahn sei ein Verbot der Konversionstherapie rechtlich nicht so einfach zu regeln. Die Fachkomission soll dafür tragfähige Lösungsansätze entwickeln. Einen Abschlussbericht wird das Ministerium gemeinsam mit der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld voraussichtlich im Herbst veröffentlichen.

Die Grünen-Fraktion hatte im Februar einen Gesetztesentwurf zum Verbot von Konversionstherapien bei Minderjährigen in den Bundestag eingebracht (SIEGESSÄULE berichtete). Mehrere Bundesländer, darunter Berlin, haben einen entsprechenden Entschließungsantrag in den Bundesrat eingebracht, der neben einem Verbot die Bundesregierung auch dazu auffordert, Aufklärungsarbeit und gesellschaftliche Akzeptanzförderung für LGBTI zu stärken. (SIEGESSÄULE berichtete)

Zur Mitarbeit an der Kommission wurde auch der Student Lucas Hawrylak geladen, der im Juli 2018 die Change.org Petition „HomoBrauchtKeineHeilung“ startete. Gemeinsam mit dem Aktionsbündnis gegen Homophobie e.V., All Out, Travestie für Deutschland und Enough is Enough übergab er gestern insgesamt 110.000 Unterschriften an das Bundesgesundheitsministerium.

Hawrylak gab heute in einer Pressemitteilung bekannt: „Ich bin unglaublich stolz was wir zusammen mit dem gesamten Bündnis von #HomoBrauchtKeineHeilung, Change.org, und der gesamten queeren Gemeinschaft erreicht haben. Die heutige Bekanntgabe von Herrn Spahn ist ein weiterer wichtiger Zwischenerfolg, aber wir werden nicht ruhen bis es im Gesetzblatt steht. Hier in Deutschland ist das Verbot der sogenannten Konversionstherapie längst überfällig.”

Wie viele Menschen sich in Deutschland diesen „Therapien“ unterziehen, ist unklar. Es gibt keine Untersuchungen oder Statistiken, die darüber Auskunft geben können. Laut einer Studie des Williams Institute aus dem Jahr 2018 waren es in den USA bislang 700.000 Menschen, die so genannten „Homo-Heilern“ in die Hände fielen.

Petitionsübergabe an das BMG am 09.04.2019. Auf dem Bild zu sehen sind: Volker Waldschmidt (Enough is Enough! Open your Mouth!), Gaby Tupper (Travestie für Deutschland), Hanna Lidman (Enough is Enough! Open your Mouth!), Ingo Behnel (BMG), Lucas Hawrylak (Change.org Petitionsstarter), Tim Godfrey (AllOut), Christoph Alms (Aktionsbündnis gegen Homophobie), Tobias Börner (Aktionsbündnis gegen Homophobie), Annet Audehm (Travestie für Deutschland)

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