Interview

Erster trans Mister Leather Berlin: „In unserer Vielfalt liegt unsere Stärke“

8. Mai 2019 Jeff Mannes
Alexander Cabot © Stefan Conradi

Alexander Cabot hat als erster geouteter trans Mann den Titel „Mister Leather Berlin“ gewonnen. Was das für ihn bedeutet und wie sein Coming-Out während der Veranstaltung ablief, erzählt er im Interview mit SIEGESSÄULE

08.05.19 – Alexander, du bist „Mister Leather Berlin 2019“. Herzlichen Glückwunsch! Woher kam deine Motivation, dich für den Titel zu bewerben? Eigentlich habe ich schon lange mit dem Gedanken gespielt, denn ich bin seit meiner Jugend von Leder fasziniert. Lange Zeit war ich jedoch zu sehr mit meiner Transition beschäftigt. Diesen Prozess habe ich nun hinter mir. Es hat aber auch lange gedauert, das Selbstbewusstsein für diesen Schritt zu entwickeln – schließlich bin ich der erste trans Mann, der „Mister Leather Berlin“ wurde, vielleicht sogar eine der ersten trans* Personen, die in ganz Europa in solch eine Position gewählt wurden. Dieses Jahr habe ich nach langer Überlegung dann endlich den Entschluss gefasst. Und Berlin war offensichtlich bereit, ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz zu setzen.

Was bedeutet es denn für dich, der erste trans „Mister Leather Berlin“ zu sein? Es ist sowohl eine große Ehre für mich, als auch eine Verantwortung, die damit einher geht. Mit dieser Rolle übernehme ich eine Vorbildfunktion, die ich dazu nutzen möchte, mich für die Belange von trans* Personen einzusetzen. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit Ausgrenzung ist es mir wichtig, auf die Menschen zuzugehen, Brücken zu bauen und Berührungsängste, die oft aufgrund von Unwissen entstehen, nach und nach zu beseitigen.

„Ich habe mich erst am Wahlsonntag geoutet. Eigentlich hatte ich vor, das bereits früher zu tun. Aber ich glaube, die Unsicherheit war wohl noch zu groß“

Nun ist dein Outing ja angeblich noch gar nicht so lange her, oder? Ja, ich habe mich erst am Wahlsonntag geoutet. Eigentlich hatte ich vor, das bereits früher zu tun. Aber ich glaube, die Unsicherheit war wohl noch zu groß, sich vor so vielen Menschen zu outen. Am Sonntag dachte ich dann: Jetzt oder nie!

Wie wurde das bei dem Event aufgenommen? Fantastisch! Es war wirklich sehr bewegend. Es fühlte sich in dem Moment für mich einfach natürlich an. Ich wusste, ich muss mich nun nicht mehr verstecken – und mit dieser Erkenntnis fühlte ich mich viel lockerer und befreiter.

Wie erlebst du generell die schwule Szene in Berlin? Besonders die Leder-Community erlebe ich als sehr herzlich, offen und interessiert.

Auch gegenüber trans* Personen? Einige erzählen, dass sie in manchen Räumen Abweisungen oder als sehr unangenehm empfundene Situationen erlebt haben... Jede*r sollte nach seiner Façon glücklich werden. Nur der Mensch an sich ist entscheidend – unabhängig davon, ob man nun männlich, weiblich, trans*, cis oder inter* ist.

Wie geht es für dich weiter – wie möchtest du den Titel des „Mister Leather“ nutzen? Wie gesagt möchte ich mich besonders für die Belange von trans* Personen einsetzen und in dem Bereich Verbesserungen erwirken. Zum Beispiel möchte ich mit der Selbsthilfegruppe „Transistor“ in Potsdam zusammenarbeiten. Anfang Juli werde ich in Madrid auf dem Pride mit dabei sein. Danach geht es weiter als Vertreter zur „Recon Fetish Week“ in London, bevor dann auch schon die ganzen Berliner Termine anstehen: Das Straßenfest, der CSD und natürlich Folsom Europe im September. Ich werde auch sonst versuchen, viele Termine zu setzen, um unser Anliegen ausreichend vertreten zu können.

Gibt es noch etwas, das dir wichtig wäre, der Berliner „Regenbogen-Community“ mitzuteilen? Wir sollten uns nicht gegenseitig ausgrenzen. Es würde mir besonders gefallen, wenn wir es schaffen würden, Seite an Seite für mehr Akzeptanz zu kämpfen – ob mit oder ohne Fetisch, oder ob cis, inter* oder trans*. In unserer Vielfalt liegt unsere Stärke.

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