Karrieremesse

10 Jahre Sticks & Stones: Von „Trans Diversity" bis hin zu „Pinkwashing"

24. Mai 2019
Stuart Cameron, Veranstalter der „Sticks & Stones“

„Die erste ,Sticks & Stones’ Karrieremesse war 2009, mit nur 12 Ausstellern und insgesamt nicht besonders gut besucht“, erinnert sich Stuart Cameron, CEO der Uhlala Group und Veranstalter von „Sticks & Stones“. „Aber ich habe an die Idee geglaubt und einfach weitergemacht.“ Zehn Jahre später ist „Sticks & Stones“ zur europaweit größten Job- und Karrieremesse für LGBTI-Menschen und Straight Allies herangewachsen, auf der sich dieses Jahr über 100 Unternehmen präsentieren und über 3.000 Besucher*innen erwartet werden. Das zehnjährige Jubiläum wird mit reichlich Rahmenprogramm zelebriert. Insgesamt werden über 50 Vorträge und Panels stattfinden, u. a. zum Thema Coming-out am Arbeitsplatz.

Zu den Ausstellern gehören dieses Jahr neben vielen anderen auch große Unternehmen wie eBay, Deutsche Post DHL, Babbel, Vodafone, BMW Group oder SAP. Während der Messe wird außerdem das „Project X“ gelauncht, die erste deutsche LGBTI-Businessplattform.

Hinter der Idee von „Stick & Stones“ steckt die persönliche Erfahrung von Stuart Cameron, der früher selbst Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt hat. Als er in einem anderen Unternehmen hingegen Akzeptanz erlebte, fragte er sich: Was wäre, wenn es einen Weg gäbe, vorher herauszufinden, ob ein Unternehmen queerfreundlich ist?

Genau das hat er mit „Sticks & Stones“ erreicht: eine Möglichkeit für queere Arbeitsuchende, Absolvent*innen, Studierende und Berufstätige, sich über Unternehmen zu informieren, die queere Menschen nicht nur tolerieren, sondern auch Flagge zeigen. „Für immer mehr Arbeitgeber wird die Diversity-Arbeit wichtig“, freut sich Stuart.

Doch woran erkennt man einen „stolzen Arbeitgeber“? Mit einem
Partywagen auf dem CSD vertreten zu sein ist noch keine Kunst.
Deswegen hat Stuart Cameron ein Siegel eingeführt, das „Pride 500“:
Es zeichnet Arbeitgeber aus, die das Thema LGBTI in ihre Unternehmenskultur integrieren. Zu den Kriterien gehört, ob es Diversity-Beauftragte gibt, die für spezifische Belange der LGBTI-Community geschult sind.

Doch die Bedürfnisse und Probleme queerer Menschen sind nicht alle gleich. Gerade trans*-spezifische Herausforderungen werden oft nicht mitgedacht. Aus diesem Grund wird dieses Jahr erstmalig das „Trans Diversity“-Siegel für die Inklusion von trans* Menschen verliehen. Bewertet wird zum Beispiel, ob Arbeitnehmer*innen im Falle einer Transition bei gleichbleibendem Gehalt freigestellt werden oder ob Arbeitgeber genderneutrale Toiletten anbieten.

In der Vergangenheit erntete die „Sticks & Stones“ Karrieremesse
allerdings nicht nur Lob. 2018 geriet sie in die Kritik, weil auch die Bundeswehr, der Axel Springer Verlag oder Google als Aussteller vertreten waren. In einer Protestaktion kritisierten Aktivist*innen, dass Kriegsprofiteur*innen und Akteur*innen von rechter Hetze, Überwachung und Gentrifizierung eine Plattform bekämen. (SIEGESSÄULE berichtete)

Stuart Cameron findet die Diskussion durchaus begrüßenswert, schließlich sei „Sticks & Stones“ auch als Reaktion auf Missstände entstanden. „Ich finde es sehr wichtig, Unternehmen und Organisationen gegenüber kritisch zu sein“, erklärt er. „Aus diesem Grund wird es auch ein Panel zum Thema Pinkwashing geben.“ An den Auswahlkriterien für die Aussteller änderte sich allerdings nichts.

Paula Balov

Sticks & Stones, 25.05., 10–17:00, Funkhaus

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