Sachbeschädigung

Vandalismus reißt nicht ab: Denkmal erneut zerkratzt

1. Okt. 2019
Bild: Foto: OTFW, CC BY-SA 3.0
Gedenktafeln Magnus-Hirschfeld-Ufer © OTFW (commons.wikimedia.org/wiki/User:OTFW), CC BY-SA 3.0

Das Denkmal für die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung am Magnus-Hirschfeld-Ufer wurde erneut beschädigt. Laut einer gestern Nachmittag bei der Internachtwache der Polizei Berlin aufgegebener Anzeige wurden die Gesichter der Personen, die auf den Tafeln des Denkmals porträtiert sind, zerkratzt und ausgebrannt. Die Täter*innen sind unbekannt. Der Polizeiliche Staatschutz beim Landeskriminalamt hat die weiteren Ermittlungen zu der gemeinschädlichen Sachbeschädigung übernommen.

Seit Enthüllung der Gedenktafeln im Jahr 2011 ist es mittlerweile das vierte Mal, dass den Abgebildeten Pionier*innen wie Magnus Hirschfeld oder Anita Augspurg die Augen ausgekratzt und/oder ausgebrannt wurden – zuletzt im August diesen Jahres (SIEGESSÄULE berichtete).

Vor einigen Tagen hatte das Bundesinnenministerium auf eine Anfrage des grünen Bundestagsabgeordneten Sven Lehmann bekannt gegeben, dass von Januar bis August diesen Jahres 42 Sachbeschädigungen erfasst wurden, „die dem Themenfeld sexuelle Orientierung zugeordnet werden“. Darunter waren neun Beschädigungen von Denkmälern und Gedenkstätten. Damit sind Sachbeschädigungen mit lesben-, schwulen und transfeindlichem Hintergrund deutlich angestiegen. Von Januar bis Dezember 2018 wurden insgesamt 25 solcher Sachbeschädigung gezählt, was bereits eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr war.

Zu den Orten, die zum Ziel von Vandalismus wurden, gehören das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Berliner Tiergarten, das in diesem Jahr schon mehrfach mit Farbe beschmiert wurde (SIEGESSÄULE berichtete), und weitere Gedenkorte für homosexuelle NS-Opfer in Berlin, Nürnberg und Köln. Aber auch LGBTI*-Treffpunkte waren betroffen: Die Fensterfront des queeren Jugendzentrums KUSS41 in Frankfurt wurde im Sommer gleich zwei Mal attackiert, in Köln wurde das Fenster einer Beratungsstelle eingeworfen.

Lehmann fordert eine genauere, landesweite Erfassung solcher Taten sowie einen bundesweiten Aktionsplan für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Einen solchen Antrag haben er und seine Fraktion bereits im Mai 2019 gestellt.

as/ks

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