Bühne

Krise der Männlichkeit: „Pussy“

12. Nov. 2019
Schauspieler Owen Peter Read © Moritz Haase

Von „Bros“ zu Macho-Männern und selbsternannten Frauenverstehern – ab dem 14. November präsentiert das Berliner Ensemble Stephanie van Batums neues Stück „Pussy“, in dem sich alles um Männlichkeit dreht. (Premiere wurde verschoben, siehe Update am Ende des Artikels)

Die Männlichkeit befindet sich in der westlichen Gesellschaft in einer Krise, behaupten viele. Aber wie steht es wirklich um den modernen Mann? In ihrem Stück „Pussy“ nimmt die niederländische Regisseurin Stephanie van Batum das Publikum mit auf eine Reise durch verschiedene, polarisierende Männerwelten. Der Hauptcharakter (Owen Peter Read) schlüpft dabei in eine ähnliche Rolle wie Alice im Wunderland. Sein Weg führt ihn in diverse Männergesellschaften, darunter Studentenverbindungen, Hooligangruppen oder sogenannte „InCels“, die die Frauenwelt für ihr unfreiwilliges Zölibat oder Misserfolge im Leben verantwortlich machen.

Die Regisseurin war hierfür in düsteren Ecken des Internets unterwegs: Von Reddit-Foren wie ‚Red Pill‘, das sich als Safe Space für selbsternannte „Alpha-Männer“ versteht, die frauenfeindliche und extremistische Inhalte miteinander teilen, bis hin zu sexistischen Pick-Up Artists oder Flirtcoaches. „Sie glauben, dass ihnen als weißen, cis- und heterosexuellen Männern von der Frauenwelt etwas weggenommen wurde, was ihnen von Geburt an zustehe, und zwar meistens Macht und Sex“, sagt Stephanie van Batum. Neben bisweilen verstörenden Zitaten aus solchen Communitys, nutzt die Regisseurin allerdings auch eine große Portion Humor und Action, um dem Thema etwas von seiner Schwere zu nehmen. Der Choreograf Jakob Yaw, dessen Rolle im Stück der mysteriösen Grinsekatze ähnelt, integriert Tanzelemente, die von der queeren Voguingszene und ihrer spielerischen Darstellung von Männlichkeit inspiriert sind. Fight Club meets Ballroom.

Elliot Zehms

SIEGESSÄULE präsentiert
Pussy – Eine Ode an die Männlichkeit,
Berliner Ensemble

Update 13.11.19 – Das Berliner Ensemble hat heute bekannt gegeben, dass die Premiere von „Pussy“ aus künstlerischen Gründen nicht wie geplant am 14. November stattfinden wird. Das Projekt ist auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden. Ersatzvorstellungen für die bereits angekündigten Vorstellungstermine im November und Dezember werden in Kürze bekannt gegeben.


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