Szene

Im Aufbau: Queeres Jugendzentrum in Mitte

26. Nov. 2019
Team des Jugendzentrums © Peter Sebastian Sander

Ende August eröffnete im Kiez Zentrum Villa Lützow das Queere Jugendzentrum Mitte. Neben dem queeren Jugendzentrum von Lambda im Prenzlauer Berg ist es berlinweit das Zweite. Im Auftrag des Bezirksamts Mitte und aus öffentlichen Geldern finanziert, konzipierte das Fortbildungsinstitut für pädagogische Praxis (FiPP e.V.) in Zusammenarbeit mit diversen queeren Akteur*innen das Konzept.

Das Zentrum teilt sich die Räumlichkeiten unter anderem mit dem Träger GLADT e. V. und der Initiative Queerformat. Vorteile des Standorts: die Nähe zu anderen Akteur*innen der LSBTIQ*-Arbeit und damit auch ein größeres Verständnis von Mehrfachdiskriminierung. Das ermöglicht ein breit gefächertes Beratungsangebot und die Weitervermittlung von Jugendlichen bei Bedarf.

Noch ist aber alles im Aufbau. Die Räume und das genaue Angebot des Zentrums sollen gemeinsam mit den Jugendlichen erarbeitet und gestaltet werden. Die Altersspanne der Zielgruppe umfasst 14 bis 21 Jahre. „Unsere Haltung ist, dass man hier herkommen kann und die Person sein kann, die man sein will – es gibt in Berlin wenig Orte für Jugendliche, wo sie sich einfach ausprobieren können“, erzählt Jochen Grote, Erzieher im Jugendzentrum.

Die Einrichtung folgt dem Konzept der offenen Jugendarbeit, das heißt: sie basiert auf den Prinzipien der Freiwilligkeit und Kostenfreiheit.

Neben Ausflügen und Aktivitäten, wie etwa der Teilnahme am Klimastreik oder am Aktionstag für sexuelle Selbstbestimmung, bietet das Zentrum ein wöchentliches Programm an. Gemeinsames Kochen oder eine Medienwerkstatt sind nur einige der Angebote, die mit den Menschen, die hierherkommen, wachsen sollen.

Dienstags findet der Coming-In-Day statt, um das Ankommen im Zentrum zu erleichtern. Mittwochs gibt es eine offene Sprechstunde.

Das Zentrum ist aber auch einfach ein Treffpunkt. Viele bringen dabei einen Tatendrang mit, der bewundernswert ist. „Ich finde es bemerkenswert, dass die Jugendlichen, die hierherkommen und mit dem heteronormativen Kontext an der Schule kämpfen, trotzdem Lust haben, Sachen zu verändern. Es gibt zwei Abiturient*innen, die, bevor sie die Schule verlassen, noch eine LSBTIQ* AG gründen wollen, um für die nachfolgenden Schüler*innen langfristig etwas zu verändern“, erzählt Jochen.

Dass der Jugendtreff überhaupt eröffnet werden konnte, sei vor allem dem Einsatz von Einzelpersonen im Bezirksamt zu verdanken. „Es ist eine spezifische Sache des Bezirksamtes Mitte, es haben sich viele Personen dafür eingesetzt – aber ich glaube nicht, das Berlin jetzt komplett dazu bereit ist, für queere Jugendliche Geld in die Hand zu nehmen“, meint Jochen.

Also doch keine strukturelle Veränderung? „Da muss noch ganz viel passieren auch in der Jugendhilfe generell. Genau deswegen sind solche Räume wichtig.“

Zwar soll am 1.1.2020 ein neues Jugendfördergesetz in Kraft treten, das die Finanzierung von Kinder- und Jugendarbeit rechtlich noch sicherer macht. Allerdings prangern Initiativen seit Jahren die „chronische Unterförderung“ von Einrichtungen an. Ein Anfang also – aber es muss weitergehen.



Charlotte Hannah Peters

Queeres Jugendzentrum Mitte
Öffnungzeiten:


Di – Do 14.00 – 20.00 Uhr
Fr 14.00 – 22.00 Uhr
Sa 12.00 – 18.00 Uhr

Lützowstr. 28
1.Etage
10785 Berlin

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