Siegessäule präsentiert

An die Grenzen gehen

25. Mai 2014

Das Xposed Filmfestival geht ab dem 29. Mai in die neunte Runde, diesmal mit queeren Raritäten aus dem hohen Norden

25.05. – Früher war mehr Filmfestival für Lesben und Schwule in Berlin – ist es die Berlinale mit ihrem hohen LGBT-Faktor, die kleineren Filmfesten zu wenig Raum für Finanzierung und Aufmerksamkeit lässt? Umso erfreulicher, dass das kleine XPOSED-Festival schon seit neun Jahren wacker die queere Fahne hochhält und trotz kleinem Budget wieder ein – erstmals sogar viertägiges – Programm auf die Beine gestellt hat.

Wir suchen nach Filmen, die neue Perspektiven eröffnen

Im Fokus stehen Filme, die sich mit Identität, Geschlecht und Sexualität befassen und eine queere Sensibilität zeigen. „Wir fassen den Begriff ‚queer‘ allerdings weit und sprengen den Rahmen dessen, was klassische lesbisch-schwule Festivals zeigen“, sagt Michael Stütz, der XPOSED zusammen mit Bart Sammut organisiert. Das kann klassisches Erzählkino, aber auch Experimentelles sein: „Wir suchen nach Filmen, die ein wenig an die eigenen Grenzen führen, und Geschichten, die neue Perspektiven öffnen.“ Fündig wurden sie unter anderem in den nordischen Ländern, die in diesem Jahr den Schwerpunkt bilden und mit drei der fünf Kurzfilmprogrammen, drei Langfilmen und einer Hommage an die schwedische Avantgarde-Filmemacherin Gunvor Nelson vertreten sind.

Um die Facetten von Weiblichkeit geht es im Eröffnungsfilm „Turning“ (29.05., 21:00), Charles Atlas‘ Dokumentation der gleichnamigen Performance von Antony and the Johnsons und dreizehn Protagonistinnen. „Apflickorna (She Monkeys)“ (31.05., 20:00) der Schwedin Lisa Aschan ist ein düsterer Coming-of-Age-Film über zwei 15-jährige Mädchen zwischen der Entdeckung ihrer Sexualität und gegenseitigen Machtspielchen. Die finnische Regisseurin Susanna Helke begleitete in ihrer Milieustudie „American Vagabond“ (30.05., 20:00) zwei schwule Jugendliche, die vor ihren homophoben Familien nach San Francisco flüchten und dort auf der Straße landen.

Hipper 80er-Kitsch mit Tiefgang

Wer mehr auf Lokales steht: in den „German Shorts“ (30.05., 18:00) sind Kurzfilme der Berliner Filmemacherinnen Goodyn Green und Imogen Heath zu sehen. Und ein Musikdoku-Special (30.05., 22:00) zeigt Dan Bahls „Sounds Queer“ über die Berliner DJs Tama Sumo, Ena Lind und Resom sowie Georg Tillers Film „DMD KIU LIDT“ über die Band Ja Panik. „Was ganz anderes“ verspricht Stütz mit dem französischen Abschlussfilm „Les Rencontres d’après Minuit“ (01.06., 22:00) von Yann Gonzalez: „Auf den ersten Blick eine Camp-Orgie im hippen 80er-Jahre-Kitsch, die aber mehr Tiefe hat, als man zunächst erwarten würde.“

Im Rahmenprogramm laden zwei Diskussionsrunden zur Auseinandersetzung ein. Siegessäule-Redakteurin Kaey unterhält sich unter anderem. mit den Filmemacherinnen J. Jackie Baier und Marit Östberg über weibliche Körperbilder. In einem zweiten Panel geht es um die Bedeutung von queeren Filmfestivals. Stütz‘ Meinung dazu kann ich mich nur anschließen: „Wir brauchen LGBT-Festivals, weil sie Raum für Geschichten und Filme schaffen, die im Mainstream keinen Platz haben. Es gibt so wahnsinnig viele großartige Filme da draußen, die entdeckt werden wollen."

Karin Schupp

Siegessäule präsentiert: Xposed Queer Filmfestival, 29.05.–01.06., Moviemento, xposedfilmfestival.com

Xposed Eröffnungsparty, 29.05., 23:00, Südblock

Festival-Talk „Transformation und Repräsentation von weiblichen Körpern im Film“, u. a. mit Siegessäule-Redakteurin Kaey, 31.05., 16:00, Moviemento Lounge

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