Sport

Tanz die Vielfalt

30. Apr. 2014
Kerstin Kallmann (li.) und Cornelia Wagner bei den Berlin Open 2012 © Mandy Simon

pinkballroom richten am 3. Mai die Offenen Berliner Meisterschaften für gleichgeschlechtliche Paare aus

30.04. – Tumbe TV-Tanzshows, in denen sich F-Promis innerhalb weniger Wochen das Tanzen beibringen lassen, sind so gar nicht Kerstin Kallmanns Ding. Unterforderte Profis und überforderte „Promis“ vermitteln, findet die Pressesprecherin des Berliner Tanzsportvereins pinkballroom, ein völlig unzulängliches Bild dessen, was ihren Sport ausmacht. 

pinkballroom zeigt, wie’s geht: Bei den mittlerweile 14. Offenen Berliner Meisterschaften für Frauen- und Männerpaare in den Standard- und lateinamerikanischen Tänzen, kurz: den Berlin Open, steht Gemeinschaftlichkeit im Vordergrund. Nicht nur TurniertänzerInnen, sondern auch BreitensporttänzerInnen dürfen sich hier messen. Denn bei aller Professionalisierung im gleichgeschlechtlichen Tanzsport gibt es doch noch immer große Unterschiede zum gemischtgeschlechtlichen Pendant. „Wir haben kein Startbuch und dürfen auch in den unteren Klassen Figuren tanzen, die der Deutsche Tanzsport Verein (DTV) erst in höheren erlaubt. Die Sichtungsrunden machen wir gemeinsam und Paare können auch spontan zusammenfinden – das macht unseren Sport so besonders.“ 

Seit der Gründung 1998 hat pinkballroom 16 Turniere veranstaltet, davon zweimal die Deutschen Meisterschaften. Die Berlin Open sind beinahe ein Familientreffen. „Anders als bei gemischtgeschlechtlichen Turnieren, in denen sich die A- und die D-Paare nicht kennen, gibt es bei uns wirkliche Freundschaften über die Tanzklassen hinweg“, erzählt Kallmann. „Natürlich gibt es auch Konkurrenzdenken und Streitigkeiten, aber alles in allem bemühen wir uns, das Turnier zu einem Event zu machen.“ Dafür sorgt ein Rahmenprogramm, das dazu einlädt, auch über die Tanzfläche hinaus Zeit mit anderen Tanzbegeisterten zu verbringen. Um die 40 internationale Paare erwartet pinkballroom in diesem Jahr, darunter einige vertraute Gesichter. Und doch verändert sich die Szene. „Mittlerweile gibt es mehr Veranstaltungen, mehr Vereine – das bedeutet mehr Vielfalt, aber eben auch mehr Konkurrenz.“ Außerdem zeichnet sich eine Angleichung an die Standards des gemischtgeschlechtlichen Tanzens und des DTV ab. So werden in letzter Zeit vermehrt klassische Rollenmuster getanzt und Führungswechsel vermieden – Frauenpaare beispielsweise kleiden sich vermehrt heteronormativ (die Führende im Frack, die Folgende in Röckchen und Heels) und sind kaum noch als gleichgeschlechtliche Paare zu erkennen. „Die Vielfalt der Rollenmuster wird weniger“, bedauert Kallmann. „Das ist eine der Kehrseiten, die mit der Professionalisierung einhergehen.“ 

Doch die Berlin Open arbeiten daran, Grenzen wie Rollen fluide zu halten. Alles geht, und wer tanzen kann, ist herzlich willkommen, das Parkett zu erobern – die anderen dürfen zuschauen.

Tania Witte

14. Offene Berliner Meisterschaften für Frauen- und Männerpaare in den Standard- und lateinamerikanischen Tänzen, 03.05. ab 11:00, TiB Sportzentrum, pinkballroom.de

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