Mehr als kuschelig

Am 3.5. startet die schwule Party „Propaganda" mit einem Grand Opening in der neuen Location in Mitte
Die Party „Propaganda“ verlässt das Goya und zieht nach Mitte in den Imperial Club im Admiralspalast. Warum sie den sicheren Schöneberger Hafen verlässt, erklärt Veranstalter Bork Melms.
Bork, wieso habt ihr euch dazu entschieden, das Goya zu verlassen? Wir sind ja leider nicht ganz freiwillig gegangen. Unser Vertrag mit dem Goya ist ausgelaufen, und es gibt noch keine konkreten Pläne, was demnächst mit dem Veranstaltungsort generell passieren wird. Für eine Party wie die „Propaganda“ ist es natürlich nicht gut, mehrere Monate auszusetzen, deshalb haben wir uns entschieden, schnell zu handeln. Es kam dann das Angebot vom Imperial Club, und wir dachten, es sei eine gute Idee, den Leuten nach sieben Jahren etwas Neues zu bieten und an unserem Konzept etwas herumzubasteln.
Du bist seit vielen Jahren Partyveranstalter in Berlin und hast schon einiges mitgemacht. Wie gehst du vor, wenn du mit einer Party umziehen musst? Uns war schon Ende letzten Jahres klar, dass es eventuell mit dem Goya zu Ende geht. Es ist uns dennoch sehr schwer gefallen, nach fast acht Jahren loszulassen, wir wollten den Umzug so lang wie möglich hinauszögern. Irgendwann begannen wir aber, uns Feedback von unseren Stammgästen zu holen, dann gab es immer wieder Meetings und Brainstormings und mittlerweile sind wir schon sehr aufgeregt und freuen uns über den Step! Letztendlich kann bei einem Umzug die Party auch gewinnen und Neues bieten.
Was wird sich in der neuen Location verändern? Im Goya konnten wir nur mit einem Dancefloor um 23:00 Uhr starten, der Pop-Floor konnte erst um halb zwei geöffnet werden. Die Leute wollen aber immer mehr Popmusik hören, das ist uns in den letzten Jahren aufgefallen. Deshalb starten wir in der neuen Location schon um 23:00 Uhr mit dem Pop-Floor und um Mitternacht mit dem Main-Floor. Wir wollen auch versuchen, mehr Future-Disco zu spielen, da diese Musikrichtung gerade sehr angesagt ist. Dabei werden bekannte Beats auf elektronische Tracks gemixt. Eine weitere große Erneuerung sind unsere Hosts. Auf jeder „Propaganda“ wird eine Szenebekanntheit anwesend sein. Zur Eröffnung konnten wir Chantal vom „House of Shame“ und ihre Schwester gewinnen. Ich bin sehr stolz darauf, dass uns solch eine Ikone unterstützt. Aber auch soziale Vereine sind als Hosts geplant. Wir haben letztes Jahr sehr gute Erfahrungen mit Enough is Enough! gemacht und wollen mit der Party weiterhin soziale Gruppen unterstützen.
Erwartest du denn, dass es ein anderes Publikum geben wird? Ich denke schon, dass wir mit dem Umzug von Schöneberg nach Mitte auch ein anderes Publikum anlocken werden. Es gibt auch in meinem Freundeskreis Menschen, die in Prenzlauer Berg oder Pankow leben und denen Schöneberg bisher immer zu weit war. Sicherlich werden wir jetzt mit dem populären Standort an der Friedrichstraße mehr Touristen anlocken.
Hast du denn auch Angst, dass es in die Hose gehen könnte? Man kennt das ja aus der Szene: Immer wird vorher groß spekuliert, wie es sein wird. Ich hoffe, die Menschen lassen sich auf diesen Versuch ein, man entwickelt sich gemeinsam weiter. Am Beispiel des SchwuZ hat man ja gesehen, wie es funktionieren kann. Die ganze Szene war sehr unterstützend, man hat sich gemeinsam den neuen Umständen angepasst. Das wünschen wir uns auch, denn nur so können wir tolle Partys bieten!
Wie hat sich die Berliner Partykultur in den letzten Jahren verändert? Vor acht Jahren, als wir mit „Propaganda“ angefangen haben, gab es freitags kaum Angebote. Der Fokus lag auf dem Samstagabend. Da gab es dann die großen Veranstaltungen, wo wirklich alle hingegangen sind und gemeinsam gefeiert haben. Große Partys mit 1.000 bis 2.000 Gästen waren damals noch normal. Mittlerweile gibt es ja für jeden Geschmack was Kleines irgendwo, das muss man als Veranstalter wissen. Die Leute wollen sich zu Hause fühlen, es kuschelig haben, was bei den hohen Decken im Goya ja immer schwer war. Selbst mit 1.200 Gästen wirkte es selten rappelvoll. Wenn wir jetzt so viele Gäste im Imperial haben, wird es nicht nur kuschelig, sondern so eng, dass sich die Körper aneinanderreiben.
Interview: Kaey
Propaganda goes Mitte, Grand Opening, 03.05., 23:00, Imperial Club, propagandaparty.de
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