BÜHNE

Désirée Nicks „Retro-Muschi“ feierte Premiere im Tipi

8. Mai 2014
© Jan Wirdeier

Knalleffekt in Leder und Pailletten, schrille Töne, Trash und böse Lieder

–  „Was ich gar nicht leiden kann, wenn die Kerle beim Sex stöhnen, da wach ick immer uff!“, so was erzählt la Nick in ihrem Bühnenboudoir. Von hier aus wird weltweit ihr Programm „Retro-Muschi“ übertragen. Behilflich ist ihr dabei Volker Sondershausen, der sie seit Jahren am Klavier begleitet und sich auch sonst bestens als szenischer Adlatus macht. Zunächst schwadroniert Desirée Nick ganz in schwarzem Latex, Lack und Leder-Outfit, über Anna Netrebko und die Prä-HIV-Zeit, über die Löwenbrücke und Russland, über Love and Peace. Die Künstlerin widmet sich ausgiebig ihren schwulen Fans, diejenigen aus der ersten Stunde werden wohl mit ihren Rollatoren am Kanzleramt vorbei hergerollt sein, vermutet Frau Nick.

Auch in dieser Show kriegt jeder sein Fett weg, ob es Udo Walz ist, der wegen Schulterproblemen nur noch mit der elektrischen Zahnbürste toupiert oder die schwulen Designer, die sich endlich mal die Mühe machen sollten, den weiblichen Körper genauer zu erforschen, ehe sie untragbare, unpraktische Mode kreieren. Oben stößt die Nick ihre Suada aus, unten explodieren Knallerbsen, die sie auf den Boden schleudert. Fast poetisch wird es, wenn ein Freiwilliger aus dem Publikum Seifenblasen erzeugen darf, während sie für ihre treuesten Fans ein Dankeslied trällert. Aus dem Stück „Souvenir“ über Florence Foster Jenkins hat Nick einige Töne herübergerettet. Wenn sie als Rauschgoldengel im Heidi-Klum-Fummel „Ave Maria“ singt, bleibt kein musikalischer Wunsch offen und die Gläser sind kurz vor dem Zerspringen.

„Retro-Muschi“ befasst sich ansonsten mit dem Altern und dem Dresscode für das Berliner Nachtleben – man würde hier ja im kleinen Schwarzen vor dem Berghain für eine Crackhure gehalten ... Bekannte Nummern erfahren trashige Umdichtungen: „Kinder heut abend da such ich mir was aus, einen Schwanz einen richtigen Schwanz“ oder „Warum soll eine Frau keine Schamhaare haben?.“ Darüber amüsierten sich auch einige bekannte Gesichter im Publikum, darunter Romy Haag, Bridge Markland, Nina Queer, Uli Heise (Irmgard Knef) und Chantal, die sich gerne unterhalten ließen.

fh

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