Europa auf die unterhaltsame Art

Der Choreograf und Tänzer Daniel Kok ist der „Cheerleader of Europe“ und zeigt seine gleichnamige Performance erstmals in Berlin
Danny Kok ist internationaler Champion in Pole Dance. Für seine neueste Performance konzetriert er sich auf Cheerleading – mit politischem Hintergrund. In „Cheerleader of Europe“ setzt er seinen Glauben in die Verfassung Europas in Szene. Geboren in Singapur und nun in diversen Ländern Europas zuhause, ist er links und rechts, Ost und West, drinnen und draußen. Wir sprachen mit ihm über seine Performance, die er am 30. und 31. Mai im Gorki Theater zeigt.
Was war die Idee hinter deiner neuen Solo-Performance „Cheerleader of Europe“? Ich habe mich in die Idee verliebt, ein Cheerleader zu werden. Wie diese Figur mit der Zuschauermenge spielt und sie verführt, das hat mich künstlerisch sehr fasziniert.
Cheerleader sind ja vor allem ein amerikanisches Phänomen. In deiner Performance geht es aber um Europa. Für mich als asiatischer Künstler ist Europa eine komplett neue Erfahrung. Deswegen hat es mich auch interessiert, was es bedeutet, Teil der europäischen Community zu sein. Eine Community, die so vielfältig ist und doch nach einem zentralisierten Konzept strebt. Eigentlich ist das ein ziemliches Paradox, mit dem die Europäer zur Zeit ja auch sehr stark zu kämpfen haben. Ohne schon zu viel zu verraten, möchte ich in meiner Performance das europäische Publikum dazu auffordern, sich mit der Rolle des Cheerleaders zu identifizieren und sich gegenseitig anzufeuern. Wenn aber zum Beispiel ein Grieche neben einem Deutschen sitzt, dürfte das vielleicht keine so leichte Aufgabe sein.
Hilft uns deine Performance, Europa ein bisschen besser zu verstehen? Ich denke nicht, dass ich den Europäern irgendetwas beibringen könnte, was sie nicht schon längst wissen. Meine Arbeit berührt Aspekte wie die Anti-EU-Tendenzen oder die grassierende Angst vor Zuwanderung in vielen europäischen Ländern. Aber vor allem liegt mein Anliegen darin, die Vorstellung einer neuen radikalen Demokratie in Europa mit meiner Performance ins Theater zu bringen, um sie dort umzusetzen.
Wo in Europa würdest du deine Performance gerne zeigen? Es ist fantastisch, dass „Cheerleader of Europe“ seine Premiere in Berlin hat – fünf Tage nach der Europawahl, in einer Stadt, die heute ja faktisch das Zentrum von Europa ist. Danach werde ich mein Solo in Wien performen. Ich würde meine Arbeit gerne in den verschiedensten Städten zeigen, egal ob Athen, London oder Paris. Ich glaube, dass ich damit auch ganz unterschiedliche Diskussionen hervorrufen würde.
Gibt es schon ein Projekt, das du danach in Angriff nehmen wirst? Im Moment arbeite ich an einer Gruppenperformance meines Cheerleader-Projekts. Es heißt „PIIGS“ und fünf Künstler aus Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien sind darin involviert. Mein Cheerleader-Team tritt als eine Gruppe von Underdogs auf, die zusammengekommen sind, um Europa anzufeuern. Die Premiere von „PIIGS“ wird voraussichtlich im Frühjahr 2015 im Maxim Gorki Theater in Berlin stattfinden.
Interview: Christina Reinthal, Übersetzung: Andreas Scholz
„Cheerleader of Europe“ von und mit Daniel Kok, 30./31.05., 20:30, Maxim Gorki Theater
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