Sport

Leder treffen

30. Mai 2014
Respect-Gaymes-Projektleiter Sacha König (li.) und der türkische Schiedsrichter Ibrahim Dinçdag

Am 31.05. lädt der LSVD zu den neunten Respect Gaymes in den Jahn-Sportpark

Am 31.05. finden erneut die Respect Gaymes statt. Ein Sport- und Kulturevent, dass als Begegnungsstätte für hetero- und homosexuelle Menschen gedacht ist, die ansonsten nur wenig Berührungspunkte haben. Wir sprachen mit dem neuen Projektleiter Sacha König

Du bist der neue Projektleiter für die Respect Gaymes. Wie bist du zu dem Job gekommen? Seit meinem 17. Lebensjahr bin ich Fußballschiedsrichter und seitdem bei zahlreichen LGBTI-Turnieren im Einsatz. Schon seit der ersten Ausgabe 2006 bin ich bei den Respect Gaymes mit dabei. So kam der Kontakt zum LSVD zustande, der die Respect Gaymes ausrichtet.

Hast du auch gleich neue Ideen einbringen können? Meine Idee war es, dieses Jahr erstmalig das Regenbogenfamilienzentrum einzubinden. Bei meinem zwölfjährigen Neffen sehe ich, wie wenig Berührungsängste er und seine Freunde gegenüber Homosexualität haben. Das ist jedoch nicht selbstverständlich. Die Idee der Respect Gaymes ist ja das zwanglose Zusammenkommen von Lesben, Schwulen, Trans* und Heteros aller Altersklassen. Und da gehören Kinder und ihre Familien natürlich dazu. Die brauchen allerdings einen besonderen Anreiz zu kommen: Deshalb gibt es neben sportlichen Aktivitäten für Kinder auch einen Auftritt von Singer/Songwriterin Suli Puschban.

Neu ist dieses Jahr außerdem ein Bandcontest. Ja, wir geben gemeinsam mit der Berlin Music Association sechs jungen Bands die Chance, ihre Musik einem breiten Publikum zu präsentieren. Die Bands spielen eigene sowie gecoverte Songs. Jede bewirbt sich außerdem mit einem „Respect Song“ für einen Auftritt beim Christopher Street Day am 21. Juni.

Die Indie-Band Mega! Mega! hingegen wird nicht auftreten, sondern will sich sportlich betätigen. Allerdings – und das gleich doppelt. Einmal spielen die vier beim VIP-Turnier mit. Und dann bilden sie zusammen mit Freunden auch ein eigenes Team für das reguläre Turnier. Ein Platz in ihrer Mannschaft wird auf ihrer Website unter den Fans verlost.

Bei der Liste eurer Respektbotschafter fällt auf, dass da jede Menge Prominenz aus Politik und Kultur vertreten ist, aber nur wenige Sportler, eher aus der zweiten Reihe. Warum? In beiden Bereichen ist Homosexualität angekommen, im Sport ist das noch nicht so selbstverständlich. Ich glaube nicht, dass sie weniger Interesse an unserer Botschaft haben. Allerdings gibt es eine gewisse Angst, sich für Schwule und Lesben einzusetzen. Weil dann leicht der Verdacht aufkommt, dass man selber betroffen sei – wie das bei Philipp Lahms Engagement zu beobachten war.

Es sind die ersten Respect Gaymes nach dem Coming-out von Hitzlsperger – hat das Auswirkungen auf euch? Jein: Es gibt schwule Fußballer – bis hinein in die Nationalmannschaft. Niemand kann das mehr verleugnen. Aber es gibt immer noch Vorurteile. Trotz positiver Fanreaktionen höre ich immer noch „schwul“ als Schimpfwort – und Funktionäre raten Spielern vom Coming-out ab. Das muss sich noch ändern.

Im April war Halil İbrahim Dinçdag zu Gast in Berlin. Warum war er eingeladen? Er hat in der Türkei wegen seiner Homosexualität seine Lizenz als Schiedsrichter verloren, deshalb lud ihn unter anderem der LSVD ein, seine Geschichte in Deutschland vorzustellen. Für mich als Schiedsrichter war es wichtig, ihm zu zeigen, dass er nicht alleine dasteht. Wir haben deshalb beim Freundschaftsspiel, das er gepfiffen hat, ein komplett schwules Schiedsrichterquartett gebildet.

Interview: Carsten Bauhaus

Respect Gaymes, 31.05., 10:00, Jahn-Sportpark, Mehr infos unter: respect-gaymes.de

Folge uns auf Instagram

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.