Musik

Jenseits von Eden

11. Juni 2014
Rodeo © Bex Wade

Mit „All Things Must End“ erschien kürzlich das erste Soloalbum der I-Heart-Hiroshima-Schlagzeugerin Susie Patten alias Rodeo. Am 11.06. ist sie live im Monarch zu sehen

– Dass Susie Patten an künstlerischen Selbstzweifeln litt, ist schwer vorstellbar. Mit ihrer Indierockband I Heart Hiroshima veröffentlichte die Australierin zwischen 2006 und 2010 mehrere EPs und Alben, tourte um die ganze Welt. „Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich keine gute Songwriterin bin“, erzählt sie beim Interview mit Siegessäule im Südblock. Die Arbeit am Debütalbum ihres Soloprojekts Rodeo zog sich dementsprechend, das Songwriting wurde zum Kampf mit den selbst erschaffenen Dämonen. Doch am Ende stand der Triumph, denn „All Things Must End“ ist ein wunderbar stimmiges, selbstbewusstes Popalbum geworden.   Vor vier Jahren zog Susie von ihrer Heimat Brisbane nach Berlin. „Ich kam hierher mit nichts. Ich verließ quasi das Paradies. Ich hatte dort tolle Freunde, einen tollen Job, meine Band lief sehr gut, wir waren bekannt in Australien, aber ich war trotzdem gelangweilt.“ Sich fortbewegen, nicht stillstehen, die Angst vor der Langeweile und dem Verstreichen von Lebenszeit bilden dementsprechend auch den thematischen Faden, der sich durch die Texte der Platte zieht. Erst nach ihrer Ankunft in der Fremde fühlte sich Susie bereit, ernsthaft an ihrer Solokarriere zu arbeiten. „Es besteht definitiv ein Zusammenhang zwischen meinem Weggang aus Australien und der Fähigkeit, solo zu arbeiten“, erklärt sie. „Ich war nicht megaberühmt, aber durch meine Band bekannt genug, dass sich die Leute dort bereits ein Bild von mir gemacht hatten. Es war verlockend, wieder ein weißes Blatt zu sein.“ Aber auch andere Aspekte zogen sie fort: „In Brisbane gibt es nicht so eine große Queer-Community wie in Berlin. Ich wollte gerne auf Gay-Partys spielen, wollte diese queere Welt erforschen, die ich vorher so noch nicht kannte.“ In Berlin begann Susie als Rodeo, das weiße Blatt zu füllen, doch nicht wie bisher mit Schlagzeug und Gitarre, sondern mit elektronischer Musik. 2012 erschien ihre erste EP „When It Reigns“. „Meine Arbeit mit Rodeo ist eine Erforschung der Musik, die ich immer schon geliebt habe und viel im Auto hörte, wenn ich im Sommer durch Brisbane fuhr. Mein Musikgeschmack ist so was von breit. Ich kann mir Suicide anhören und direkt danach eine Kylie-Minogue-Platte auflegen, kein Problem.“ Vielfältige Einflüsse sind dementsprechend auch auf „All Things Must End“ zu hören, von Hip-Hop über House bis Electro – immer zusammengehalten von einem Credo: dem Willen zum Pop. „Ich wollte etwas Eingängiges machen, eine schöne, warme, positive Platte. Optimismus ist das bestimmende Gefühl, das ich erzeugen wollte.“ Songs wie „Final Light“ und die großartige Vorabsingle „Way Back Home“, die an die besten Momente von JD Samson & MEN erinnert, beweisen eindrucksvoll, dass ihr das gelungen ist. Unterstützung erhielt sie dabei von Produzent und Co-writer Darren Jensen in ihrer Heimat Australien, mit dem sie fleißig Songs und Sounds über das Internet austauschte: „Darren und ich arbeiten super zusammen, er hat unglaubliches Talent. Wenn ich ihm einen Track schickte, der vielleicht zu 75 Prozent gut war, machte er daraus 120 Prozent.“ Auch sonst sind 120 Prozent ein guter Richtwert, wenn man über Susie Patten spricht, denn neben Rodeo und ihrem DJ-Team Sloth Collective spielt sie immer noch Festivals mit I Heart Hiroshima, wenn sie in Australien ist. Und eine neue Band hat sie obendrein, gemeinsam mit Simon von Philadelphia Grand Jury: „Es ist toll, wieder Schlagzeug zu spielen. Ich war so vertieft in Rodeo, dass ich es jetzt echt genieße, wieder sozial zu sein. (lacht) Aber natürlich bleibt Rodeo mein Fokus.“ Zum Glück.

Rodeo, 11.06., 21:00, Monarch

Siegessäule präsentiert: Sissy’s Got Pride, 21.06., 23:00, Loftus Hall. Mit Rodeo DJ-Set u. a.

Folge uns auf Instagram

Das Siegessäule Logo
Das Branchenbuch mit Haltung
Queer. Divers. Überzeugend.